Hot Rod

Gestern bin ich mit meiner Frau bei einem Laden gewesen, der Haustierbedarf verkauft. Als ich über den Parkplatz fuhr um mir einen freien Stellplatz zu suchen, erblickten meine Augen plötzlich einen Plymouth, zweitüriges Coupe, sehr altes Baujahr, fesch lackiert, mit dicken Walzen und in einem recht brauchbaren Zustand, wie´s beim ersten Hinschauen so aussah. Natürlich durfte sich meine göttliche Gattin allein ins Geschäft begeben, während ich mir einen näheren Blick und ein paar Fotos von dem Geschoss gönnen wollte.

Bei näherem Betrachten konnte man schon ein paar, sagen wir mal, Gebrauchsspuren erkennen. Mit Patina also. Aber irgendwie gehört das für mich und so manch anderen zu einem Auto dazu. Es muss bewegt werden, es trägt Schrammen davon, es ist Wind und Wetter ausgesetzt und dann kann man ihm seine sechzig oder achzig Jährchen, die es auf dem Buckel haben mag, ruhig ansehen. Tut man mir ja auch. Ich habe ebenso wenig Bock auf botoxgetraffte Haut im Gesicht und am Hintern, wie auf glatt geschliffene, polierte, lupenreine und jeden Abend in den Schlaf gestreichelte Autos. Ein Auto lebt in meiner Phantasie und es darf, nein es muss, auch die Spuren seines Alters tragen dürfen!

So ein blubbernder Achtzylinder macht schon was her, ganz gleich, ob er dabei ein wenig säuft, oder dampft und raucht, oder? Wer solch ein Schätzchen sein eigen nennt und durch die Gegend cruised, der tut das sicher nicht mit Vollgas und Höchstgeschwindigkeit. Der will hören, fühlen und riechen, der mag den Geschmack von heißem Metall auf der Zunge und Bezingeruch oder Diesel um die Nase. Das sind ehrliche Autos. Da gibt es keinen Partikelfilter. Die Rußteile, die aus dem Auspuff kommen, sind so groß, dass sie die Blut-Hirn-Schranke sicher nicht durchdringen können. Sie haben auch keinen Katalysator. Sie werden geschont und gepflegt, in den meisten Fällen. Sie sind ein Stück Geschichte! Was ist dagegen schon so ein glatt gelutschter Tesla, oder ein japanischer Hybridschlitten in der Form eines Darmzäpfchens? Oder ein BMW mit einem Kühlergrill von der Größe einer Garageneinfahrt? Nichts! So richtig alte, schöne Autos sind Wagen mit Charakter und wenn sie mal nicht wollen, dann muss man eben das Werkzeug auspacken und reparieren. Allerdings kann man das auch noch. Hier werden nicht einfach die Teile ausgewechselt, bis es irgendwann wieder funktioniert. Man repariert und dann geht´s wieder – ohne elektronische Testgeräte und digitaler Fehlersuche. Hier reicht in den meisten Fällen ein Hammer, Klebeband, ein Prüflämpchen und ein paar Schraubenschlüssel. Nur wer will das schon? Die Autoindustrie sicher nicht!