Opel (Olympia) Rekord P1

Als Gegenstück zu dem gestern präsentierten Ford P2, möchte ich euch heute gerne den Opel (Olympia) Rekord P1 vorstellen. Er wurde in dieser Form ebenfalls von 1957 – 60 gebaut und besaß, ganz anders als der erwähnte Ford, vorne und hinten eine sogenannte Panoramascheibe. Diese Scheiben zogen sich um die Ecken des Fahrgastraumes herum und ermöglichten so eine bessere Rundumsicht. Andererseits sollten sie, so geht die Legende, die Ursache für schwerste Knieverletzungen sein, wenn man beim Einsteigen – wie auch immer das gehen sollte – mit dem Knie gegen die Kante stieß, die an der unteren Ecke der Windschutzscheibe jeweils in den Türausschnitt hinein ragte, wenn man die vorderen Türen öffnete. Ich habe das mal versucht. Bei einem Treffen bat ich den Besitzer eines solchen Prachtstücks, mir einmal den Einstieg in diesen Wagen zu Testzwecken zu gestatten. Es war mir nicht möglich, die Kritik an der Panoramascheibe nachzuvollziehen. Vielleicht hätte ich mir ja auch das Knie zerschmettert, wenn ich beim Einsteigen dasselbe bis in Augenhöhe hinauf gezogen hätte. Aber wer, bitteschön, steigt so in sein Auto ein? Eben, kein Schwein!

Opel Rekord P1, Bj. Limousine 2-türig, 1957-60, Foto: A. Ohlmeyer

Opel Rekord P1, Bj. Limousine 2-türig in schicker Zweifarblackierung dunkelblau mit weißem Dach, 1957-60, Foto: A. Ohlmeyer

Das Fahrwerk des Opel Rekord P1 sorgte dafür, dass man sich beim Kreuzen auf unebenen Landstraßen fühlen konnte, wie in einer Schiffsschaukel. Aber wir müssen berücksichtigen, dass der Zustand der Straßen damals als durchaus zweifelhaft zu bezeichnen war. Grobe Unebenheiten und Schlaglöcher musste die Federung kompensieren. Da es sich auch bei diesem Mittelklasse-Opel um einen Straßenkreuzer im Westentaschenformat handelte, wenn man ihn mit den gigantischen Vorbildern aus den Staaten vergleicht und die Amerikaner großen Wert auf Komfort legten, wobei man die Gleichung Komfort = weiche Federung aufmachen konnte, machte der Rekord alles richtig.

Opel Rekord P1, Bj. Limousine 2-türig, 1957-60, Foto: A. Ohlmeyer

Opel Rekord P1, Bj. Limousine 2-türig, Zweifarblackierung auf dem Dach und an den Seiten, 1957-60, Foto: A. Ohlmeyer

Im Gegensatz zum Barocktaunus, kam der Opel Rekord richtig modern daher, ohne aber avantgardistisch zu wirken. Er war ein solides Auto, komfortabel und mit viel Platz sowohl im Innenraum, als auch im Kofferraum. Eine Familie mit mehreren Kindern konnte dort locker ihr gesamtes Urlaubsgepäck unter bringen. Der Reise nach Süden, über die Alpen  und in den Urlaub, stand mit einem solchen Wagen sicher nichts mehr im Wege. Der Rekord wurde vom Anfang seiner Produktionszeit mit drei Motorenvarianten angeboten, nämlich dem 1200 (1957-60 mit 40 PS), dem 1500 (1957-59 45 PS, ab 1959 50 PS) und dem 1700 (55 PS ab 1959-60). Auch gab es verschiedene Karosserievarianten. Die Limousine mit zwei oder vier Türen und den Kombi, der bei Opel traditionell CarAVan hieß.

Opel Rekord P1, Bj. Limousine 2-türig, 1957-60, Foto: A. Ohlmeyer

Opel Rekord P1, Bj. Limousine 2-türig, mit den im gotischen Stil geformten Rückleuchten und der zeitgenössischen und damals todschicken Fishtail-Auspuffblende, 1957-60, Foto: A. Ohlmeyer

Ein klein wenig nostalgisch sahen die im gotischen Stil geformten Rückleuchten des Opel (Olympia) Rekord P1 aber auch für die damalige Zeit schon aus. Das änderte sich aber bei der Überarbeitung der Modellreihe im Jahr 1960, der dann auch gleich noch die Panoramascheiben und der tief liegende Kühlergrill zum Opfer fielen.

Opel Rekord P1, Bj. Limousine 2-türig, 1957-60, Foto: A. Ohlmeyer

Opel Rekord P1, Bj. Limousine 2-türig, 1957-60, Foto: A. Ohlmeyer

Auf Oldtimertreffen kann man heutzutage deutlich mehr Exemplare des Opel (Olympia) Rekord P1 antreffen, als zum Beispiel den Ford P2 Barocktaunus. Vielleicht liegt das daran, dass von dem Opel in allen Ausführungen nahezu doppelt so viele Fahrzeuge verkauft wurden, wie von seinem direkten Konkurrenten bei Ford. Denn was die Rostvorsorge betrifft, dürfte die beim Opel ähnlich “aufwändig” gewesen sein, wie beim Ford, will heißen, es gab sie schlicht nicht. Wahrscheinlich spielte aber auch eine Rolle, dass der Ford P2 Barocktaunus schon nach wenigen Jahren richtig altmodisch wirkte, was auf das Styling im Gelsenkirchener Barock zurück zu führen war. Der Opel jedoch blieb bis weit in die sechziger Jahre hinein ein relativ modernes und komfortables Auto. Das half vielen erhaltenen Exemplaren wohl bis heute zu überleben.

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Der Ford 17m Barocktaunus

Im Jahr 1957 brachte Ford Deutschland sein neues Modell P2 in der oberen Mittelklasse auf den bundesdeutschen Automobilmarkt, der massgeschneidert schien für die aufstrebende Mittelschicht im Wirtschaftswunder – den Ford 17m Barocktaunus, so genannt nach seiner schwellenden, barocken Formensprache. Man bezeichnete sie auch als Gelsenkirchener Barock, oder auch, angelehnt an die, den damaligen Straßenverhältnissen geschuldete, butterweiche Federung, als Fliegenden Teppich. Immerhin steckte er Unebenheiten und Schlaglöcher locker weg.

Ford Taunus 17m de Luxe, Bj. 57-59, der sogenannte Barocktaunus, in betörend schöner Zweifarblckierung, Foto: A. Ohlmeyer

Ford Taunus 17m de Luxe, Bj. 57-60, der sogenannte Barocktaunus, in betörend schöner Zweifarblckierung, Foto: A. Ohlmeyer

Der Motor besaß 1,7 Liter Hubraum, verteilt auf 4 Zylinder und leistete 60 PS. Entsprechend dem Zeitgeschmack hatte der 17m recht ansehnliche Heckflossen und darin eingelassen tropfenförmige Rückleuchten. Es gab ihn in mehreren Karosserievarianten, von der Limousine (2- und 4-türig), über den Kombi, bis hin zum schicken Cabriolet. Für die verwöhnteren, zahlungskräftigeren Kunden gab es die Ausführung “de Luxe” mit reichlich Chromschmuck und Brokatstoffen im Innenraum und Zweifarblackierung der Karosserie.

Ford Taunus 17m de Luxe, Bj. 57-59, der sogenannte Barocktaunus, in betörend schöner Zweifarblckierung, Foto: A. Ohlmeyer

Ford Taunus 17m de Luxe, Bj. 57-60, der sogenannte Barocktaunus, in betörend schöner Zweifarblckierung, Foto: A. Ohlmeyer

Der Ford 17m sieht aus wie eine Miniaturausgabe der mächtigen, chrombeladenen Straßenkreuzer in den Vereinigten Staaten. Auch das Fahrverhalten dürfte angesichts der blattgefederten Hinterachse recht abenteuerlich gewesen sein. Dazu kam eine Verzögerung durch vier Trommelbremsen, die schon bei mittleren Geschwindigkeiten reichlich grenzwertig gewesen sein dürfte. Wenn man sich vorstellt, wie viele Wirtschaftswunderbürger mit ihrem Barocktaunus auf der Fahrt in den wohl verdienten Urlaub damals vollbeladen die Alpenpässe überquert haben, kann man nur den Hut ziehen vor ihrem Mut. Aber man kannte ja nichts anderes. Ein VW Käfer oder ähnliche Fahrzeuge, hatten auch nicht mehr aufzubieten.

Ford Taunus 17m de Luxe, Bj. 57-59, der sogenannte Barocktaunus, in betörend schöner Zweifarblckierung, Foto: A. Ohlmeyer

Ford Taunus 17m de Luxe, Bj. 57-60, der sogenannte Barocktaunus, in betörend schöner Zweifarblckierung, Foto: A. Ohlmeyer

1960 wurde der Barocktaunus, nach einer leichten Überarbeitung 1959, vom P3, der legendären “Badewanne” abgelöst. Die harten Winter mit Unmengen an Streusalz in den 50er und 60er Jahren, sowie den nicht vorhandenen Rostschutz der damligen Zeit, haben so gut wie keine P2-Modelle überlebt. Sie wurden herunter geritten und gammelten den Zweit- oder Drittbesitzern meist unter dem Hintern weg. Deshalb sind die wenigen noch erhaltenen Exemplare heute echte und gesuchte Raritäten.

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Endlich wieder zu Hause

Mehr als vierzig Jahre nachdem ich meinen Stadtteil, in dem ich als Kind lebte und aufgewachsen bin, verlassen musste, bin ich an den Ort meiner Kindheit zurück gekehrt! Ich bin wieder da. Bin wieder zu Hause! Ich wohne nun zwar in einer anderen Straße, aber in eben demselben Stadtteil, der meine Kindheitserinnerungen so entscheidend geprägt hat, dass ich mich eigentlich nie wieder irgendwo richtig heimisch gefühlt habe – ich bin wieder in der Karlsruher Waldstadt. Und ich werde hier nicht wieder weg gehen, bis man mich, mit den Füßen zuerst, aus der Wohnung trägt!

Es hat sich nicht viel verändert. Und doch ist jetzt alles ganz anders, als ich es erinnere. Die Leute, die ich kannte, die Nachbarn, die Freunde, alle sind fort. Die Alten starben, die Jungen zogen weg und gründeten eigene Familien, irgendwo in Deutschland, wohin der Wind und die Arbeit sie verschlugen. Ich wünsche ihnen, dass es ihnen gut erging, dass sie Fuß fassen konnten und sich ein eigenes, neues Leben aufbauen konnten. So wie ich es auch tat. Nach ihnen kamen andere Leute, neue Familien, lebten hier, waren glücklich, oft aber auch nicht, liebten sich, trennten sich vielleicht, bekamen Kinder, zogen sie groß und starben oder wurden ins Altenheim abgeschoben, weil sich niemand mehr um sie kümmern konnte oder wollte!

Ein Teil der Häuser ist jetzt dick isoliert, um den neuesten Wärmeschutzverordnungen zu genügen und die Heizkosten zu senken. Die Fenster sind ebenfalls neu und zugfrei. Es gibt Fernwärme. Niemand muss mehr in den Keller hinunter rennen und täglich mehrere Eimer Kohlen herauf schleppen, damit die Bude im Winter nicht kalt wird.  Oder im Sommer der Ofen im Badezimmer. So gesehen ist der Fortschritt auch hier deutlich spürbar und das obwohl die Mieten hier noch bezahlbar sind! Natürlich sieht es nicht überall gleich komfortabel aus. Es gibt auch noch die Gebäude, an denen nichts, aber auch garnichts gemacht wurde. Nur dass statt der Kohleheizung nun Gasöfen in den Zimmern stehen haben. Aber durch die alten Fenster pfeift der Wind so kalt wie eh und je. Dort wohnen die Leute, die sich garnichts anderes leisten können und selbst über bautechnische Errungenschaften aus dem Ende der 50er Jahre noch heilfroh sind! Sozialer Wohnungsbau war eben nie Luxuswohnungsbau und damit für sogenannte Investoren auch völlig uninteressant.

Tief in meinem Inneren fühlte ich immer jenen Schmerz, der mich ergriffen hat, als meine Eltern 1973 mit uns Kindern fortgezogen sind, weil sie sich endlich ein eigenes kleines Häuschen leisten konnten und nicht länger in unserer 3-Zimmer-Sozialwohnung leben wollten, in der ich mir mit zwei Schwestern ein Kinderzimmer teilen durfte/musste. Dabei ging es uns noch gut. Unsere Nachbarn, fromme Katholiken, und dementsprechend fruchtbar und sich ständig vermehrend, hatten 5 Kinder und die Wohnung war auch nur so groß wie die unsere!

Meine eigenen Kinder sind zum großen Teil aus dem Haus. Eine Tochter wohnt mit der Enkelin in unmittelbarer Nähe und ich habe durch einen glücklichen Zufall, oder soll ich sagen durch eine glückliche Fügung eine schnucklige 3-Zimmer-Wohnung recht nahe bei meinem früheren Zuhause bekommen.

Wohnblock in Karlsruhe Waldstadt, Königsberger Str. 4, Foto: A. Ohlmeyer

Wohnblock in Karlsruhe Waldstadt, Königsberger Str. 4, Foto: A. Ohlmeyer

Dort, wo früher in jeder Straße eine Ladenzeile war, gibt es kaum noch Geschäfte. Dafür versuchen hier etliche Läden mit den Bedürfnisssen der Alten Geschäfte zu machen, obwohl die finanzielle Decke der meisten hier Lebenden nicht besonders dick sein dürfte. Hier lebten immer recht einfache Leute. Die es sich leisten konnten, zogen so bald wie möglich wieder weg von hier. Der Rest blieb und wurde alt. Naja, zwei Straßen weiter gibt es noch einen Bäcker und in der Nachbarstraße hat sich ein Discounter breit gemacht, damit sich die Leute mit Schnaps und ein paar Lebensmitteln eindecken können. Eine Pizzeria gibt es hier bei uns und in der andern Richtung zwei Straßen weiter sogar einen Dönerschuppen. Es ist also fast alles da, was man braucht um sich gepflegt mangel- und fehlzuernähren, wie man heute so schön zu sagen pflegt.

Die Autos sind dicker geworden seit damals. Das ist schon auffällig. Selbst im Süden des Stadtviertels, dort wo man früher einen sogenannten sozialen Brennpunkt lokalosierte (und den es aus irgend welchen unerfindlichen Gründen auch heute noch zu geben scheint) stehen relativ teure Autos in den Parklücken vor den Wohnblöcken. Früher, in den Sechzigern waren es vor allem VW Käfer, DKW, Opel und Ford, dazu eine Menge Messerschmitt Kabinenroller, Lloyd, und Heinkel Tourist, sowie Quickly von NSU und einige Hummeln von DKW. Heute stehen hier Mercedes, VW Passat, viele Japaner und ein paar Franzosen, aber alles relativ neu und nur wenige älter als zehn Jahre oder so.

Die Zeiten haben sich wirklich geändert. Es ist ein bisschen weniger Leben vorhanden. Aber das kann an dem ekligen feuchten und ungemütlichen Dezemberwetter mit ständig wechselnden Temperaturen liegen, vermutlich ist´s dem Klimawandel geschuldet und ich mag mich auch nicht wirklich beklagen. Mal sehen, wie sich das Leben hier im Frühjahr und Sommer entwickelt. Auf jeden Fall stelle ich mir den Sommer unter den hohen Laub- und Nadelbäumen, also quasi mitten im Wald, deutlich angenehmer und entspannter vor als die letzten Jahre direkt unter der sengenden Sonne und dem schrägen Dach meiner letzten erbärmlichen Behausung…

Ich werde weiter berichten vom Leben hier in der Karlsruher Waldstadt und von den Dingen, die ich hier noch so aus meinen Kinder- und Jugendzeiten finden und fotografieren kann.