Das Wetter hätte besser nicht sein können, als am 11.6.2017 wieder einmal der Carl benz für seine Erfindung des Automobils zustehende Tribut entrichtet wurde. Die Sonne brannte ungehindert vom Himmel, dass man den Eindruck gewinnen konnte, das Hirn laufe einem zu den Ohren heraus und in den weitläufigen Parkanlagen vor dem wunderbaren Karlsruher Schloß reihten sich die chromblitzende Pretiosen aneinander. Teil glänzten sie wie Juwelen in der strahlenden Sonne, zumeist aber duckten sie sich in die schattigen Flecken unter den alleeartig an den Spazierwegen gepflanzten Laubbäumen. Die Kulisse des Schlosses lieferte einen attraktiven Hintergrund für das Ereignis. Leider musste ich fest stellen, dass ich mit meiner neu erworbenen Digitalkamera noch nicht so vertraut bin, wie es des Tributs an Carl benz eigentlich angemessen gewesen wäre. Diese Wechsel zwischen Licht und Schatten, die manchen Old- oder Youngtimer teilweise sehr hell, andererseits aber in Teilen auch reichlich dunkel erscheinen ließen, trübten beim Sichten der Bilder nach der Veranstaltung meine Freude erheblich! Aber nächstes Mal wird alles anders.
Etliche der Teilnehmer sind inzwischen alte bekannte für mich. Sie waren sowohl auf den´m letzten Tribut vor zwei jahren dabei, wie auch auf nahezu jedem Oldtimermeeting in Baden-Baden. Aber die Auswahl wird immer größer und das Ambiente stimmt einfach. Das ist das Schöne daran.
Mir persönlich haben es ja die sogenannten Brot-und-Butter-Autos angetan, insbesondere aus der Zeit des Wirtschaftswunders. Ja, auch wen es abgedroschen klingt, kann ich es nur ständig wiederholen: Damals hatten die Autos noch Charakter, natürlich auch die Mopeds und die Motorroller, es ging alles eine Spur gemütlicher vonstatten. Man hatte zwar genauso wenig Zeit, wie heute, aber der Tag war nicht ganz so stringent durchstrukturiert. Es gab kein ABS, keine Antischlupfregelung, keinen Spurassistenten und meist auch keine Klimaanlagen. Man klimatisierte den Innenraum seines Wagens mit dem ausgestellten Dreiecksfenster an den Vordertüten und den ausgestellten Seitenscheiben hinten. Das ging auch und wenn nicht, dann hielt man an einem schattigen Plätzchen an, um sich ein wenig zu erholen.
Aber nicht vielen war es in der Zeit des Wirtschaftswunders vergönnt, sich so einen Wagen leisten zu können. Bei den allermeisten Arbeitern und Angestellten reichte es gerade mal zu einem Käfer, eher noch zu einem der damals in Scharen auf den Straßen zu findenden Kleinstwagen vom Schlage eines Messerschmitt Kabinenrollers, Isetta, oder Lloyd etwa. Und noch viel mehr Menschen mussten sich mit einem Motorroller zufrieden geben, weil die schmale Haushaltskasse einfac nicht mehr hergab. Wer aber irgendwie mobil war, den zog es im Sommer mit Sack und Pack in den sonnigen Süden, nach Italien. Wer erst einmal die Alpenpässe mit ihren teils noch ungeteerten, geschotterten Pisten überwunden hatte, dem lag Italien zu Füßen, die Sonne, das Meer, Mandolinen und Mondschein und den Vino rosso nicht zu vergessen. Das war eine reife Leistung!
Not macht erfinderisch, heisst es. Und wenn man in und an seinem Kleinstwagen einfach nicht genug Platz hat um das Reisegepäck zu verstauen, dann hängt man sich einen Hänger hinten dran. Je kleiner und leichter, umso besser. Wem das dann immer noch nicht genug ist, der muss sich entweder ein größeres Auto kaufen, oder seinen Hausstand im Reisebus per Pauschalreisebuchung mitnehmen.
Der Käferfahrer war schon ein wenig besser gestellt, als der Reiter eines Kabinenrollers, oder gar einer Isetta. Was allerdings den Kofferraum angeht, war auch hier schneller tutti, als einem lieb sein konnte. Der Gepäckträger auf der Motorraumklappe im Heck war beim Käfer fast schon obligatorisch. Der gigantische Dachgepäckträger war schon purer Luxus. Diese Träger gab es zum Teil auch mit Holzleisten als Ladefläche, was das beladen erleichtern sollte. Aber sie verkratzten auch schnell und gammelten rasch weg, weil sie Wind und Wetter ausgesetzt waren. Deswegen sind sie heute, wenn man überhaupt noch ein originales Exemplar auftreiben kann, praktisch unbezahlbar!
Was in den Fünfzigern als schick galt, wollte in den sechziger Jahren keine Sau mehr fahren. Die barock designten Ford Taunus wurden verbraucht und landeten nahezu sämtlich auf dem Schrott. die geslzenen Winter jener Epoche taten ein Übriges. Rostschutz war ab Werk nicht vorgesehen und dementsprechend schnell hatte man den Gammel in der Karre. Das Ende kam dann meist recht schnell!
Nicht nur Deutschland baute Autos im Wirtschaftswunder. Auch die Schweden konnte passende Fahrzeuge anbieten. Der legendäre Ruf von Volvo begründet sich bis heute auf die “Buckelvolvos” und die darauf folgende “Amazone”. Daneben gab es auch noch Saab, die lange auf den Zweitaktmotor setzten und endlich mit ihrem phantastischen Saab 96 einen ebenso deutlichen Akzent setzten. Viele skandinavische Rallyasse begannen ihre Motorsportkarrieren auf Saab.
In Deutschland pflegte man in der Zeit des Wirtschaftswunders “deutsch” zu fahren. Made in Germany hieß die Devise.