Neulich, es war ein Sonntag und das Wetter recht angenehm, beschloss ich, mir mal wieder einen Besuch im Verkehrsmuseum Karlsruhe zu gönnen. Also machte ich mich auf, fuhr nach Karlsruhe in die Werderstraße 63 und betrat das Museum. Nachdem ich 3,- Euro berappt hatte, einen durchaus angemessenen Preis, wie ich finde, durfte ich nach Herzenslust das die ausgestellten Exponate begutachten und fotografieren. Bedauerlicherweise sind die Öffnungszeiten des Museums ein wenig, nun ja extrem, wie ich finde und zwar am Sonntag von 10:00 bis 13:00 Uhr. Man muss sich also etwas ran halten, wenn man alles ansehen will. Denn es gibt zahlreiche tolle Stücke in der Sammlung. Besonders haben es mir, wie Ihr Euch sicher denken könnt, die Fahrzeuge angetan, die im Zusammenhang mit dem Wirtschaftswunder stehen und davon habe ich einige auf´s digitale Zelluloid gebannt.
Die Imme R 100 war ein ganz außergewöhnliches Motorrad mit ungewöhnlichem Design und wurde von 1947 – 51 gebaut (Foto: A. Ohlmeyer)
Das Verkehrsmuseum besitzt eine sehr ansehnliche Sammlung an Zweirädern, von denen ganz besonders die Gritzner-Maschinen hervor zu heben sind, die einst in Karlsruhe-Durlach gefertigt wurden. Daneben gibt es zahlreiche Maschinen der MArken BMW, NSU und Triumph, eine Vielzahl an Mopeds, wie die NSU Quickly und auch Fahrräder.
Besondere Aufmerksamkeit verdienen natürlich auch die vielen Kleinstwagen, deren Spektrum von Der BMW Isetta über den Messerschmitt Kabinenroller, den Lloyd Alexander, bis hin zum legendären Goggomobil von Glas oder dem NSU Prinz 4, oder den Trabant aus der DDR.
Natürlich dürfen wir auch den ebenso seltsamen, wie abstrakten Zündapp Janus nicht vergessen, von dem man leicht irritiert ist, weil man nicht sofort merkt, wo hinten und wo vorne ist. Der Motor ist zwischen den beiden Sitzbänken angeordnet, die jeweils mit den Rücklehnen zueinander im Fahrzeug eingebaut sind. Wer da dann auf der Rücksitzbank durch die Lande kutschiert wurde, konnte froh sein, wenn er nicht von innen gegen die Hecktür kotzen musste. Dafür war die Straßenlage, bedingt durch den Mittelmotor ziemlich gut.
Diese kleinen, feinen Fahrzeuge bewegten das Wirtschaftswunder. Sie bildeten die Grundlage der individuellen Massenmobilität. Und die Deutschen kauften sie gerne, fuhren damit, bepackt wie die Maulesel, in den Urlaub nach Italien, oder Österreich und sorgten dafür, dass die fleissigen Deutschen wieder fit für ein weiteres hartes Arbeitsjahr in der Fabrik waren.
Die kleinen Automobile, die sich den Markt teilten, waren der Stolz eines jeden Arbeiters und Angestellten. Sie platzten bald, wenn sie sich solch ein Wägelchen vor die Haustüre stellen konnten und sie hegten und pflegten es meist bis zur Selbstaufgabe. Dennoch fraß der Rost sie meist schneller, als ihre Besitzer sie davor bewahren konnten.
Meist besaßen die Kleinstwagen einen schwachbrüstigen, asthmatischen Zweitaktmotor mit nicht mehr als zwei-, oft aber nur einem einzigen Zylinder als Antrieb. Aber für die damaligen Verkehrsverhältnisse reichte das meist aus. Dennoch hieß es zum Beispiel vom Lloyd, wenn sein Motörchen am Rande des obersten Drehzahlbereichs schauerlich kreischte und um Hilfe wimmerte: “Lloyd, steht am Berg und heult!” Als später der Lloyd Alexander, oder gar der Alexander TS auf den Markt kam, konnte der Besitzer aber schon auf ein richtiges Auto verweisen.
Damals konnte man die kleinen Wirtschaftswunderfahrzeuge für relativ kleines Geld erwerben. Heute muss man tief in die Tasche greifen, wenn man sich ein solches Schmuckstück in die Garage stellen möchte. Für den Preis, den man jetzt dafür berappen muss, bekommt man auch locker einen modernen Wagen der Mittelklasse, aber der hat nicht einen Hauch vondem Charakter und dem Charisma, der diesen Fahrzeugen damals wie heute zu eigen ist!
Neben den einfachen Arbeitern und Angestellten gabes auch solche Leute, die sich auf der sozialen Leiter des Wirtschaftswunders weiter oben befanden. Mittlere und leitende Beamte zum Beispiel, oder auch leitende Angestellte. Die hatten natürlich andere Träume von der Mobilität. Sie wollten größere, stärkere Wagen fahren. Opel vielleicht, oder Volkswagen, Ford, Borgward, Mercedes-Benz und all die anderen, die keine oder nur wenige Kleinwagen bauten. Darauf möchte ich im 2. Teil des Berichts eingehen.