Auf dem Flohmarkt

Am vergangenen Samstag, den  04.06.2016, war wieder Flohmarkt in Karlsruhe auf dem Stephansplatz hinter der alten Hauptpost. Das Wetter konnte sich nicht so richtig entscheiden, was es wollte und so war es ziemlich warm, fast schon schwül, aber bedeckt, mit gelegentlichen Auflockerungen der Wolkendecke. Kam die Sonne durch, trieb es einem sofort den Schweiss aus den Poren. Bewaffnet mit Krücken und der Unterstützung meiner Gattin schlich ich an den vielen Ständen vorbei, das Auge suchend auf die üppigen Auslagen gerichtet. Wie üblich lag da, neben einzelnen prachtvollen Stücken, haufenweise Plunder herum, aber das ist ja Sinn und Zweck eines Flohmarktes. Und genau das macht auch den Reiz aus. Allerdings empfiehlt es sich, nur einen begrenzten Betrag mit auf die Suche zu nehmen, denn sonst kann es nur zu leicht geschehen, dass man am Ende nicht nur schwer mit den gefundenen und nach heftigem Gefeilsche relativ günstig erstandenen Schätzen beladen und vollkommen pleite ist.

Salzstangenspender etwa 1958, Foto: A. Ohlmeyer

Salzstangenspender etwa 1958, Foto: A. Ohlmeyer

Und tatsächlich wurde ich auch fündig, wie ich es mir erhofft hatte und konnte meine nun schon vier verschiedene Exemplare umfassende Sammlung an Salzstangenspendern um eine sehr authentische Neuerwerbung erweitern, die aus den 50er Jahren stammt. Auf der Unterseite klebt gar noch ein altes, originales, handgeschriebenes Preisschild, das Aufschluss über den einstigen Preis in Höhe von DM 8,35 gibt.

Altes Preisschild auf meinem neuesten Salzstangenspender, Foto: A. Ohlmeyer

Altes Preisschild auf meinem “neuesten” Salzstangenspender, Foto: A. Ohlmeyer

Aber das war noch nicht alles. Mir fiel außerdem eine kleine Vase aus Metall in die Hände, die noch in einem relativ guten Zustand war, aber recht teuer. Also war handeln angesagt und schließlich gelang es mir, die Verkäuferin um gute 25% herunter zu handeln. So konnten wir letztlich beide zufrieden auseinander gehen und keiner musste sich übervorteilt fühlen. Dieses prachtvolle Stück Kunsthandwerk stammt aus den späten 50er Jahren. Das weiss ich zufällig genau, weil meine Mutter eine solche Vase und dazu eine Obstschale besitzt, die ich aus meiner Kindheit kenne. Sie hatte sie von meinem Vater geschenkt bekommen, noch bevor er um ihre Hand angehalten hatte. Das charakteristische Muster, welches diese Vase besaß, habe ich nie vergessen. Und so trug ich also meine Neuerwerbung zu meiner Mutter, um sie ihr zu zeigen. Und was soll ich sagen? Kaum hatte sie das wundervolle Teil gesehen, ging ihr ein Strahlen über das Gesicht, sie eilte davon und kam wenig später sowohl mit der Vase, als auch dem Teller zurück, überreichte mir beides und sprach:”Es ist schön, dass Dir diese Sachen so gefallen, mein lieber Sohn. Darum nimm diese beiden Teile hier auch mit und erfreue Dich daran. Ich hätte sie beinahe der Nachbarin gegeben, die immer auf Flohmärkte fährt und dort sehr schöne Sachen verkauft.” Ich war sprachlos! Und sagte zu meiner Mutter:”Ist Dir eigentlich klar, dass ich diese beiden Teile bei Deiner Nachbarin sofort gekauft und Dir geschenkt hätte, weil ich dachte, Du fändest sie vielleicht nicht mehr?” Dann mussten wir herzlich lachen.

Metallvase, etwa 1957, Foto: A. Ohlmeyer

Metallvase, etwa 1957, Foto: A. Ohlmeyer

Nun habe ich alle Vasen nebst Teller in meiner Sammlung von Gegenständen aus den 50er und 60er Jahren auf meinem “Museumsregal” stehen und erfreue mich täglich an ihnen. Bald wird der Tag kommen, an dem ich mir ein komplettes Zimmer mit 50er-Jahre-Möbeln und den entsprechenden Devotionalien einrichte. Es dauert nur noch ein kleines bisschen.

Metallvase, etwa 1957, Foto: A. Ohlmeyer

Metallvase, etwa 1957, Foto: A. Ohlmeyer

Metallteller für Obst, etwa 1957, Foto: A. Ohlmeyer

Metallteller für Obst, etwa 1957, Foto: A. Ohlmeyer