Auf dem Flohmarkt eingesackt!

Als ich morgens gegen 7:30 Uhr erwachte, war mir klar, dass ein besonderer Tag vor mir liegt. Ein Flohmarkttag vom Feinsten. Sonne, sicherlich deutlich über 28° C und zwar plus, nach den Erfahrungen der letzten Wochen und Monate sicherlich keine Selbstverständlichkeit. Also ging es los. Auf dem Parkplatz vor dem Wildparkstadion in der Karlsruher Waldstadt, findet jeden Freitag ein Flohmarkt statt. Zugegebenermaßen ist der nicht immer gleich. Mal ist er richtig gut, mal weniger, mal ist es proppenvoll, dann wieder verliere sich ein paar Unentwegte zwischen den Ständen. Viele Anbieter sieht man nahezu jeden Freitag. Aber das ist ja nicht das Schlechteste. Oft wird wirklich nur irgendwelcher Krempel angeboten. Dann aber wieder sind richtige Schnäppchen dabei. So wie heute. Heute war so ein Tag. In meiner Erinnerung war der Flohmarkt noch nie so groß wie heute. Noch nie habe ich so viele Anbieter dort gesehen. Noch nie liefen so viele Leute durcheinander. Gleich am ersten Stand, den ich näher in Augenschein nahm, wurde ich auch schon fündig. Ein zierliches Wandväschen.

Wandvase Porzellan, 50er Jahre, Foto: A. Ohlmeyer

Wandvase Porzellan, 50er Jahre,                          Foto: A. Ohlmeyer

Wandvase Porzellan, 50er Jahre, Foto: A. Ohlmeyer

Wandvase Porzellan, 50er Jahre,                          Foto: A. Ohlmeyer

Wenn ich nur mal so ein verdammtes Originalteil für das Auto finden könnte. So wie man es in den 50er Jahren in beinahe jedem VW Käfer am Armaturenbrett fand. Aber mein Teil war aus Porzellan und sieht ein wenig anders aus, als die Exemplare, die ich schon mein eigen nenne. Aber man kann ja auch nicht immer alles haben, oder? Okay, weiter! Ein paar Stände entfernt, lag ganz unscheinbar ein Aschenbecher herum. Kaum hatte ich ihn in der Hand, erklärte die mir die Herrin der Preziosen, der ist aus den 50er Jahren, da hab ich selbst noch mit geraucht. Naja, andere Leute rauchen Zigaretten, warum sollte es nicht jemand mit einem Aschenbecher versuchen? Gesagt, getan, ich nahm das Teil mit. Für einen Euro macht man ja auch nicht viel kaputt und bei dem Preis traut man sich ja nicht einmal zu handeln.

Aschenbecher, Porzellan, 50er Jahre, Fotos: A. Ohlmeyer

Aschenbecher, Porzellan, 50er Jahre,              Fotos: A. Ohlmeyer

Aber das war noch lange nicht das Ende der Fahnenstange, wie man so schön zu sagen pflegt. Weiter ging´s. Noch ein Stand abgeklappert und noch einer und dann, mitten zwischen anderem Plunder, entdeckte ich ein mit Kunststoff umwickeltes Henkelchen und als ich danach griff, hatte ich wieder einen wunderbaren Salzstangenspender in der Hand. Vermessingtes Blech und Messingdraht, so wie´s aussieht, ein eintzückendes kleines Deckchen dabei und erneut eine Verkäuferin am Ohr, die mir mit weinerlicher Stimme erläuterte, dass wundervolle Exemplar sei aus ihrem privaten Besitz, aber weil sie ins Seniorenheim gehe, müsse sie sich von einigen lieb gewordenen Stücken trennen. Da ich es mir zur Angewohnhjeit gemacht habe, immer erst einmal einen etwas verdatterten Blick auf so ein Prachtstück zu werfen und dann so tue, als überlege ich mir, wozu es gut sein solle, hub diese ältere Dame sofort an, mir zu erläutern, um was es sich dabei handelt. Das ist von 1955. Sie hat es damals selbst gekauft Und man legt auf das Schälchen die Salzstangen und an die Stangen hängt man die Salzbrezelchen. Ich hob die Augenbrauen und lauschte ihr sehr aufmerksam, nickte beiläufig und fragte dann nach ihrer Preisvorstellung. Ich nannte ihr den Preis, den ich zu zahlen bereit war und wir einigten uns schließlich zu unserer beider Zufriedenheit.

Salzstangenspender 1955, Fotos: A. Ohlmeyer

Salzstangenspender 1955, Fotos: A. Ohlmeyer

Salzstangenspender 1955, Fotos: A. Ohlmeyer

Salzstangenspender 1955, Fotos: A. Ohlmeyer

Außerdem fand ich ein paar ganz reizende Dessertteller aus den fünfziger Jahren, die aus farbigem Glas gefertigt wurden und einen goldenen Rand besitzen. Sie zieren nun ebenfalls meine Sammlung und es wird wirklich Zeit, dass ich mich um eine Möglichkeit kümmere, um meine Preziosen in angemessenem Ambiente zu präsentieren. Ein Schrank aus den 50er Jahren vielleicht, oder ein Regal für den Anfang? Ich überlege noch.

Dessertteller 50er Jahre, Glas, Fotos: A. Ohlmeyer

Dessertteller 50er Jahre, Glas,                             Fotos: A. Ohlmeyer

Und jetzt, aufgemerkt. Zu guter Letzt präsentiere ich Euch eine Erwerbung, die ich meiner Frau vermacht habe, damit sie ihre Wolle darin verwahren kann. Denn das Zeug liegt ständig überall in der Wohnung herum, inklusive den dazu gehörenden Strick- und Häkelnadeln. Darum habe ich ein paar Euro in einen Wäschepuff investiert.  Außen hat er einen Stoffbezug mit dem zeittypischen Muster und innen einen Kunststoffbezug. Das ganze Teiö steht auf vier hölzernen Füßen. Ihr habt es sicher gleich erkannt. Die Dessetteller präsentiere ich auf eben jenem Wäschepuff. Aber damit man sich das Ding noch einmal ganz genau anschauen kann, gibt´s noch ein Foto extra. Man beachte die wundervolle Kordel, zum Öffnen des Deckels.

Wäschepuff aus den 50er Jahren, mit Stoffbezug im zeittypischen Design, Fotos: A. Ohlmeyer

Wäschepuff aus den 50er Jahren, mit Stoffbezug im zeittypischen Design, Fotos: A. Ohlmeyer

Wäschepuff aus den 50er Jahren, mit Stoffbezug im zeittypischen Design, Fotos: A. Ohlmeyer

Wäschepuff aus den 50er Jahren, mit Stoffbezug im zeittypischen Design, Fotos: A. Ohlmeyer

Tja, selten war ein Streifzug über den Flohmarkt so erfolgreich für mich und mein 50er Jahre Ego. Aber man muss manchmal einfach ein bisschen Glück haben. Zum krönenden Abschluß entschied ich mich dann noch für einen kurzen Besuch bei Tom´s Oldie Schallplatten und Poster Laden in Karlsruhe in der Erbprinzenstraße. Der kleine Laden liegt gegenüber dem ECE-Center und geht neben den übrigen Gebäuden beinahe unter. Läuft man vorbei, sieht man ihn zwar, aber irgendwie ist er nicht wirklich präsent. Auch ich bin schon oft daran vorbei gegangen. Aber nun war´s endlich soweit. Wir kamen sofort mit Tom, dem Chef, in´s Gespräch und kaum hatte ich meine Wünsche geäußert, schleppte er auch schon etliche prall gefüllte Kartons mit 7″-Single-Platten mit meinen Favoriten herbei, damit ich nach Herzenslust stöbern konnte. Anschließend brachte er mir LP´s verschiedener Interpreten, die ich ihm beiläufig im Gespräch genannt hatte. Na und was soll ich sagen? Ich hätte locker einen halben Monatslohn dort liegen lassen können und dabei noch immer nicht alles, was mir gefällt eingesackt. Aber sicher ist, dass ich bald wieder dort aufschlage und dann, das habe ich mir echt fest vorgenommen, werde ich mir eine prächtige Ladung Doo-Wop-Platten zulegen. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Wer also etwas sucht, zum Beispiel auch Zeitschriften aus den 50er und 60er Jahren, der wird natürlich auch fündig.

Schallplatten aus Tom´s Schallplatten und Poster Laden in Karlsruhe, Fotos: A. Ohlmeyer

Schallplatten aus Tom´s Schallplatten und Poster Laden in Karlsruhe, Fotos: A. Ohlmeyer

weiterführende Links:

Tom’s Oldie Schallplatten und Poster

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Und wieder ein Salzstangenspender…

…ist mir bei der Treibjagd auf dem Flohmarkt in die Hände gefallen. Es handelt sich um ein recht ungewöhnliches Exemplar und ich habe es für einen wirklich sehr humanen Preis erstanden. Für gewöhnlich stehe ich bei der Nennung einer Summe meist kurz vor dem Herzinfarkt. Aber der Anbieter diese Prachtstücks nannte eine Zahl, bei der ich sogar ein richtig schlechtes Gewissen gehabt hätte, wenn ich auch noch darum gefeilscht hätte. Also bedanke ich mich und freue mich, meiner Salzstangenspender-Sammlung ein weiteres wundervolles Exponat hinzufügen zu können.

Salzstangenspender, etwa 1958/59; Foto: A. Ohlmeyer

Salzstangenspender, etwa 1958/59; Foto: A. Ohlmeyer

Es gibt, wie man sieht, unwahrscheinlich viele Variationen ein und desselben Themas. Charakteristisch aber scheint für alle die Verwendung des goldfarbigen 2-3 mm starken Drahtes zu sein. Sie werden so geformt, dass eine Halterung entsteht, in der ein, meist farbiges, Gläschen zur Aufnahme der Salzstangen eingesetzt werden kann. Auch die Verwendung von Lochblechen habe ich schon in der ein oder anderen Form gesehen. Allerdings ist dieses Exemplar hier das Erste, bei dem der Behälter für die Salzstangen…

Salzstangenspender, etwa 1958/59; Foto: A. Ohlmeyer

Salzstangenspender, etwa 1958/59; Foto: A. Ohlmeyer

aus eben diesem Lochblech entstanden ist – in Form einer Eistüte. Darüber befindet sich ein Bügelchen aus dem goldenen Draht, an dem man das Accessoir herumtragen kann. Das Jahr verspricht angesichts eines solchen Fundes noch recht spannend zu werden.

Salzstangenspender, etwa 1958/59; Foto: A. Ohlmeyer

Salzstangenspender, etwa 1958/59; Foto: A. Ohlmeyer

Es gibt in meinen Augen nur sehr wenige Dinge, die so in die Zeit des Wirtschaftswunders passen und diese Zeit so treffend charakterisieren, wie das ein Salzstangenspender tut. Außer vielleicht die Wandmasken von Cortendorf, oder die Wandvasen, die man sich früher an die Wände zu hängen pflegte. Auch die kenne ich noch aus meiner Kindheit. Allerdings habe ich noch nie ein solches Väschen gesehen, in das jemand eine Blume hineingesteckt hätte. Warum auch immer.Ich hoffe, Euch gefällt mein Salzstangenspender genauso gut wie mir. Wenn nicht, macht es auch nichts. Jedem Tierchen sein Pläsierchen, pflegt meine Mutter immer zu sagen und dem ist nichts hinzu zu fügen.

Wer erfand die Currywurst?

Die Currywurst wurde in Deutschland erfunden! In Berlin! In einem Imbiss an der Ecke Kantstraße/Kaiser-Friedrich-Straße und zwar von der guten Herta Heuwer! So sagt man! Es war der 4. September des Jahres 1949, als die Currywurst das Licht der Welt erblickte und ihren Siegeszug rund um die Welt, zumindest aber durch Deutschland, antrat. So steht es jedenfalls auf einer Gedenktafel, die man zu Ehren Herta Heuwers im Jahre 2003 am einstigen Standort ihrer Imbissbude angebracht hat. Aber so ganz genau weiss man es natürlich nicht. Denn die Ehre, des Deutschen liebstes Fastfood erfunden und damit die Adipositas und die Herzverfettung gesellschaftsfähig gemacht zu haben, würden gern auch andere für sich in Anspruch nehmen. Zum Beispiel in Hamburg. Aber das spielt letztendlich überhaupt keine Rolle. Der Herzinfarkt in der Pappschale ist auch heute noch en vogue.

Currywurst war besonders in der Zeit des Wirtschaftswunders ein sehr beliebter Snack für zwischendurch, ersetzte aber auch eine ganze Mahlzeit, wenn es sein musste. Fastfood auf deutsch also, denn die Würste, aus denen man die Currywurst “zauberte” bestanden zu einem großen Teil aus nichts anderem als Fett. Dazu die Sauce, angereichert mit Currypulver aus was auch immer und fertig ist die ungesunde Schnellfressmahlzeit für wenig Geld! Dazu ein altes, weiches Brötchen, mehr war nicht nötig, um den einfachen Deutschen glücklich und halbwegs satt zu machen. Dazu ein kleines Bierchen aus der Pulle, Herz, was willst Du mehr?

Die Imbissbuden schossen damals wie Pilze aus dem Boden und überall konnte man, regional ein wenig variierend, die obligatorische Currywurst kaufen. Heute findet man nur noch wenige Wurstbuden, am ehesten noch auf der Mess´, der Kerwe, oder dem Rummelplatz. In den Innenstädten wurde die Currywurst in einem brutalen Verdrängungswettbewerb vom Döner verdrängt! Wo früher kleine Eckkneipen waren, gibt es heute Dönerläden. Und ich habe nichts gegen Döner. Nur nicht überall und jeden Tag. Wo früher Currywurst zu haben war, als kulinarischer Höhepunkt, gibt es jetzt Döner im Fladenbrot oder als Yufka. Den edlen Duft einer in die Fritteuse geschmissenen Currywurst und der dazugehörenden Ingredienzien, wie Ketchup und Currypulver, findet man heutzutage nur noch äußerst selten. Mit einer Ausnahme – seit einigen Jahren gibt es Currywurstbuden, an denen man sich mit extrem scharfen Saucen profilieren kann. Vorausgesetzt, man hat jemanden dabei, der den Defibrilator bedienen kann, wenn es einem die Luft abgedreht hat. Und so muss ich mich immer mal wieder fragen:”Wo ist nur die Zeit geblieben?” Aber eine Antwort darauf, die hab ich bis heute nicht gefunden…

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Freddy Quinn – Der Junge von St. Pauli

Einer der bekanntesten Künstler des Wirtschaftswunders war der Sänger und Schauspieler Freddy Quinn, der seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs zunächst ein bewegtes und unstetes Leben geführt hatte, wie so viel andere Menschen auch in jener Zeit, die das Schicksal irgendwohin verschlagen hatte. 1931 in Wien geboren, war Freddy Quinn, der sehr sprachbegabt war, bereits kurz nach der Kapitulation der deutschen Wehrmacht in die USA gereist, um seinen Vater aufzusuchen, der sich in den USA niedergelassen hatte. Da der aber bereits 1943 nach einem Unfall verstorben war, schickte man ihn zurück nach Europa, wo er zunächst wieder in Wien lebte, aber bald darauf Südeuropa und Nordafrika bereiste. Er arbeitete als Zirkusartist und als Musiker und wurde im Jahr 1954 in Hamburg von Talentsuchern entdeckt.

1956 veröffentlichte er seine Schallplatte bei Polydor mit den Titeln “Sie hieß Mary Anne” auf der “A”-Seite und “Heimweh” auf der “B”-Seite. Diese “B”-Seite wurde sein erster Nummer-1-Hit in Deutschland. Bis 1966 hatte Freddy Quinn 9 weitere Titel auf Platz 1 der deutschen Hitparade gebracht darunter “Heimatlos”, “Der Legionär”, “Die Gitarre und das Meer”, “Unter fremden Sternen”, “La Paloma”, “Junge, komm bald wieder” und “100 Mann und ein Befehl”.

Freddy Quinn, La Guitarra Brasiliana, 7"Single, Polydor, Foto: A. Ohlmeyer

Freddy Quinn, La Guitarra Brasiliana, 7″-Single, Polydor, Foto: A. Ohlmeyer

Seine Lieder handelten meist von Fernweh, Heimweh, Sehnsucht, Einsamkeit und dergleichen. Damit kam er bei seinem Publikum sehr gut an, die noch Jahrzehnte an den Kriegserlebnissen und unter der Vertreibung aus der Heimat zu kauen hatten und seine melancholischen Stücke sehr schätzten. Daneben trat Freddy Quinn auch immer wieder in Filmen auf, in der Regel Musikfilmen, die nicht nur seinen Namen im Titel trugen, sondern ihm auch auf den Leib geschrieben waren. Darüber hinaus sang er das ein oder andere Liedchen dazu, was sich nicht schlecht auf die Plattenverkäufe ausgewirkt haben dürfte. Die Filme waren damals im Kino echte Kassenschlager, obwohl nicht nur die Story reichlich dünn war, sondern auch Freddy Quinns schauspielerisches Talent mit dem Charisma eines hölzernen Bengeles vergleichbar war. Jedenfalls nach meinen persönlichen Massstäben.

Freddy Quinn, Weit ist der Weg, 7"Single, Polydor, Foto: A. Ohlmeyer

Freddy Quinn, Weit ist der Weg, 7″-Single, Polydor, Foto: A. Ohlmeyer

Dennoch lässt es sich nicht verleugnen, dass Freddy Quinn damals als der Traum jeder potenziellen Schwiegermutter galt. Und auch die Mädels schmachteten dem Freddy hinterher. Soweit ich weiss, ist er zwar nie verheiratet gewesen, war aber mit seiner “Managerin” Lilli Blessmann liiert, bis diese 2008 starb.

Freddy Quinn, Unter fremden Sternen, 7"Single, Polydor, Foto: A. Ohlmeyer

Freddy Quinn, Unter fremden Sternen, 7″-Single, Polydor, Foto: A. Ohlmeyer

Natürlich war und bin auch ich bis heute ein Fan von Freddy Quinn und seinen Platten, besonders die frühen Singles, sind Prunkstücke meiner wachsenden Vinyl-Sammlung. Dafür bin ich auch gerne bereit den ein oder anderen Euro hin zu legen. UNd das muss man auch, wenn man Qualität bei knapp 60 Jahre alten Platten erwartet und nicht nur Rauschen aus der Box hören will.

Ich erinnere mich gut, wie ich damals immer vor dem alten Röhrenradio gesessen habe und der Musik lauschte. Wenn Freddy Quinn zu hören war, und das war recht oft, sang ich stets aus vollem Halse mit. Auch seine Filme ließ ich mir nicht entgehen…

  • 1958: Heimatlos
  • 1959: Freddy, die Gitarre und das Meer
  • 1959: Freddy unter fremden Sternen
  • 1960: Freddy und die Melodie der Nacht
  • 1960: Weit ist der Weg
  • 1961: Nur der Wind
  • 1961: Freddy und der Millionär
  • 1962: Freddy und das Lied der Südsee
  • 1963: Heimweh nach St. Pauli
  • 1964: Freddy und das Lied der Prärie
  • 1964: Freddy, Tiere, Sensationen

…um hier nur die bekanntesten zu nennen. Bisweilen laufen sie auch heute noch im Fernsehen und sind sicher immer noch gern gesehen von den älteren Semestern. Da spielt es auch keine Rolle, dass Freddy Quinn 2004 wegen Steuerhinterziehung zu 2 Jahren Haft auf Bewährung und einer Geldstrafe verurteilt wurde, die er vermutlich aus seiner Brieftasche bezahlt haben dürfte. Aber das macht ihn zu keinem schlechteren oder besseren Menschen, als die meisten anderen Angehörigen des Establishments, wo das Vorenthalten von Steuern zum guten Ton zählt und sicher nichts auch nur annähernd Ehrenrühriges wäre.

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Opel (Olympia) Rekord P1

Als Gegenstück zu dem gestern präsentierten Ford P2, möchte ich euch heute gerne den Opel (Olympia) Rekord P1 vorstellen. Er wurde in dieser Form ebenfalls von 1957 – 60 gebaut und besaß, ganz anders als der erwähnte Ford, vorne und hinten eine sogenannte Panoramascheibe. Diese Scheiben zogen sich um die Ecken des Fahrgastraumes herum und ermöglichten so eine bessere Rundumsicht. Andererseits sollten sie, so geht die Legende, die Ursache für schwerste Knieverletzungen sein, wenn man beim Einsteigen – wie auch immer das gehen sollte – mit dem Knie gegen die Kante stieß, die an der unteren Ecke der Windschutzscheibe jeweils in den Türausschnitt hinein ragte, wenn man die vorderen Türen öffnete. Ich habe das mal versucht. Bei einem Treffen bat ich den Besitzer eines solchen Prachtstücks, mir einmal den Einstieg in diesen Wagen zu Testzwecken zu gestatten. Es war mir nicht möglich, die Kritik an der Panoramascheibe nachzuvollziehen. Vielleicht hätte ich mir ja auch das Knie zerschmettert, wenn ich beim Einsteigen dasselbe bis in Augenhöhe hinauf gezogen hätte. Aber wer, bitteschön, steigt so in sein Auto ein? Eben, kein Schwein!

Opel Rekord P1, Bj. Limousine 2-türig, 1957-60, Foto: A. Ohlmeyer

Opel Rekord P1, Bj. Limousine 2-türig in schicker Zweifarblackierung dunkelblau mit weißem Dach, 1957-60, Foto: A. Ohlmeyer

Das Fahrwerk des Opel Rekord P1 sorgte dafür, dass man sich beim Kreuzen auf unebenen Landstraßen fühlen konnte, wie in einer Schiffsschaukel. Aber wir müssen berücksichtigen, dass der Zustand der Straßen damals als durchaus zweifelhaft zu bezeichnen war. Grobe Unebenheiten und Schlaglöcher musste die Federung kompensieren. Da es sich auch bei diesem Mittelklasse-Opel um einen Straßenkreuzer im Westentaschenformat handelte, wenn man ihn mit den gigantischen Vorbildern aus den Staaten vergleicht und die Amerikaner großen Wert auf Komfort legten, wobei man die Gleichung Komfort = weiche Federung aufmachen konnte, machte der Rekord alles richtig.

Opel Rekord P1, Bj. Limousine 2-türig, 1957-60, Foto: A. Ohlmeyer

Opel Rekord P1, Bj. Limousine 2-türig, Zweifarblackierung auf dem Dach und an den Seiten, 1957-60, Foto: A. Ohlmeyer

Im Gegensatz zum Barocktaunus, kam der Opel Rekord richtig modern daher, ohne aber avantgardistisch zu wirken. Er war ein solides Auto, komfortabel und mit viel Platz sowohl im Innenraum, als auch im Kofferraum. Eine Familie mit mehreren Kindern konnte dort locker ihr gesamtes Urlaubsgepäck unter bringen. Der Reise nach Süden, über die Alpen  und in den Urlaub, stand mit einem solchen Wagen sicher nichts mehr im Wege. Der Rekord wurde vom Anfang seiner Produktionszeit mit drei Motorenvarianten angeboten, nämlich dem 1200 (1957-60 mit 40 PS), dem 1500 (1957-59 45 PS, ab 1959 50 PS) und dem 1700 (55 PS ab 1959-60). Auch gab es verschiedene Karosserievarianten. Die Limousine mit zwei oder vier Türen und den Kombi, der bei Opel traditionell CarAVan hieß.

Opel Rekord P1, Bj. Limousine 2-türig, 1957-60, Foto: A. Ohlmeyer

Opel Rekord P1, Bj. Limousine 2-türig, mit den im gotischen Stil geformten Rückleuchten und der zeitgenössischen und damals todschicken Fishtail-Auspuffblende, 1957-60, Foto: A. Ohlmeyer

Ein klein wenig nostalgisch sahen die im gotischen Stil geformten Rückleuchten des Opel (Olympia) Rekord P1 aber auch für die damalige Zeit schon aus. Das änderte sich aber bei der Überarbeitung der Modellreihe im Jahr 1960, der dann auch gleich noch die Panoramascheiben und der tief liegende Kühlergrill zum Opfer fielen.

Opel Rekord P1, Bj. Limousine 2-türig, 1957-60, Foto: A. Ohlmeyer

Opel Rekord P1, Bj. Limousine 2-türig, 1957-60, Foto: A. Ohlmeyer

Auf Oldtimertreffen kann man heutzutage deutlich mehr Exemplare des Opel (Olympia) Rekord P1 antreffen, als zum Beispiel den Ford P2 Barocktaunus. Vielleicht liegt das daran, dass von dem Opel in allen Ausführungen nahezu doppelt so viele Fahrzeuge verkauft wurden, wie von seinem direkten Konkurrenten bei Ford. Denn was die Rostvorsorge betrifft, dürfte die beim Opel ähnlich “aufwändig” gewesen sein, wie beim Ford, will heißen, es gab sie schlicht nicht. Wahrscheinlich spielte aber auch eine Rolle, dass der Ford P2 Barocktaunus schon nach wenigen Jahren richtig altmodisch wirkte, was auf das Styling im Gelsenkirchener Barock zurück zu führen war. Der Opel jedoch blieb bis weit in die sechziger Jahre hinein ein relativ modernes und komfortables Auto. Das half vielen erhaltenen Exemplaren wohl bis heute zu überleben.

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Der Ford 17m Barocktaunus

Im Jahr 1957 brachte Ford Deutschland sein neues Modell P2 in der oberen Mittelklasse auf den bundesdeutschen Automobilmarkt, der massgeschneidert schien für die aufstrebende Mittelschicht im Wirtschaftswunder – den Ford 17m Barocktaunus, so genannt nach seiner schwellenden, barocken Formensprache. Man bezeichnete sie auch als Gelsenkirchener Barock, oder auch, angelehnt an die, den damaligen Straßenverhältnissen geschuldete, butterweiche Federung, als Fliegenden Teppich. Immerhin steckte er Unebenheiten und Schlaglöcher locker weg.

Ford Taunus 17m de Luxe, Bj. 57-59, der sogenannte Barocktaunus, in betörend schöner Zweifarblckierung, Foto: A. Ohlmeyer

Ford Taunus 17m de Luxe, Bj. 57-60, der sogenannte Barocktaunus, in betörend schöner Zweifarblckierung, Foto: A. Ohlmeyer

Der Motor besaß 1,7 Liter Hubraum, verteilt auf 4 Zylinder und leistete 60 PS. Entsprechend dem Zeitgeschmack hatte der 17m recht ansehnliche Heckflossen und darin eingelassen tropfenförmige Rückleuchten. Es gab ihn in mehreren Karosserievarianten, von der Limousine (2- und 4-türig), über den Kombi, bis hin zum schicken Cabriolet. Für die verwöhnteren, zahlungskräftigeren Kunden gab es die Ausführung “de Luxe” mit reichlich Chromschmuck und Brokatstoffen im Innenraum und Zweifarblackierung der Karosserie.

Ford Taunus 17m de Luxe, Bj. 57-59, der sogenannte Barocktaunus, in betörend schöner Zweifarblckierung, Foto: A. Ohlmeyer

Ford Taunus 17m de Luxe, Bj. 57-60, der sogenannte Barocktaunus, in betörend schöner Zweifarblckierung, Foto: A. Ohlmeyer

Der Ford 17m sieht aus wie eine Miniaturausgabe der mächtigen, chrombeladenen Straßenkreuzer in den Vereinigten Staaten. Auch das Fahrverhalten dürfte angesichts der blattgefederten Hinterachse recht abenteuerlich gewesen sein. Dazu kam eine Verzögerung durch vier Trommelbremsen, die schon bei mittleren Geschwindigkeiten reichlich grenzwertig gewesen sein dürfte. Wenn man sich vorstellt, wie viele Wirtschaftswunderbürger mit ihrem Barocktaunus auf der Fahrt in den wohl verdienten Urlaub damals vollbeladen die Alpenpässe überquert haben, kann man nur den Hut ziehen vor ihrem Mut. Aber man kannte ja nichts anderes. Ein VW Käfer oder ähnliche Fahrzeuge, hatten auch nicht mehr aufzubieten.

Ford Taunus 17m de Luxe, Bj. 57-59, der sogenannte Barocktaunus, in betörend schöner Zweifarblckierung, Foto: A. Ohlmeyer

Ford Taunus 17m de Luxe, Bj. 57-60, der sogenannte Barocktaunus, in betörend schöner Zweifarblckierung, Foto: A. Ohlmeyer

1960 wurde der Barocktaunus, nach einer leichten Überarbeitung 1959, vom P3, der legendären “Badewanne” abgelöst. Die harten Winter mit Unmengen an Streusalz in den 50er und 60er Jahren, sowie den nicht vorhandenen Rostschutz der damligen Zeit, haben so gut wie keine P2-Modelle überlebt. Sie wurden herunter geritten und gammelten den Zweit- oder Drittbesitzern meist unter dem Hintern weg. Deshalb sind die wenigen noch erhaltenen Exemplare heute echte und gesuchte Raritäten.

Ford Taunus 17 M Kombi Werbung

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Die Wandmaske

Bei einem meiner Flohmarktbesuche fand ich diese Wandmaske einer dunkelhäutigen Schönheit, die mich sofort fasziniert hat. Ich musste sie haben. Solch Wandschmuck fand man häufig in den 50er und 60er Jahren in den Wohnstuben des Wirtschaftswunders der aufstrebenden Bundesrepublik. Qualitativ ist sie jetzt nicht so besonders hochwertig. Aber dafür war der Preis sehr angemessen…

Wandmaske 50er Jahre, Foto: A. Ohlmeyer

Wandmaske 50er Jahre, Foto: A. Ohlmeyer

…solche Masken wurden von u. a. von der Porzellanfabrik Cortendorf in unzähligen Varianten produziert, die 1890 im Ortsteil Cortendorf, Stadt Coburg gegründet worden war und erzielen heute bisweilen atemberaubende Preise. Abhängig von der einst hergestellten Stückzahl und dem Motiv. 1973 wurde die Porzellanfabrik Cortendorf von der ebenfalls im Landkreis Coburg ansässigen Porzellanfabrik W. Goebel übernommen. Diese ging 2006 in Insolvenz. Zu ihren Produkten gehörten auch die bekannten Hummel-Figuren.

Auffallend oft handelte es sich bei den abgebildeten Schönheiten, die künstlerisch in einer Wandmaske verewigt wurden, um exotische Frauen. Wer sich einen Überblick verschaffen möchte, kann ja mal bei eBay reinschauen und sich das Angebot betrachten. Auch auf Flohmärkten kann man an dem ein oder anderen Stand immer mal ein, zwei solcher Masken finden. Meist fallen sie mir aber leider erst dann ins Auge, wenn ich mein Budget schon ausgeschöpft habe. Aber der Sommer ist noch jung und ich auch noch halbwegs, also sollte dieses Jahr noch das eine oder andere Cortendorf-Prachtstück drin sein.

Wer sich für Kunsthandwerk und Gebrauchsgegenstände aus dem Wirtschaftswunder erwärmen oder sogar begeistern kann, der wird immer wieder fündig und oft kann er auch sicher sein, ein echtes Schnäppchen nach Hause zu tragen. Klar ist aber auch, wo ein bekannter Name drauf steht, da muss auch der entsprechende Gegenwert in Euro auf den Flohmarkttisch gelegt werden. Allzu leicht kann man aber mit seiner Vermutung falsch liegen, ein Stück aus den 50er oder 60er Jahren ergattert zu haben. Denn der Händler ist nur zu gern bereit, die Vermutung (wider besseres Wissen) zu bestätigen, wenn er den Eindruck gewinnt, der potentielle Kunde suche gerade das. Es hat also gewisse Vorteile, sich vorher etwas zu informieren, damit man auch sicher sein kann, dass das, was man da erstanden und erfeilscht hat, auch dem entspricht, was man haben wollte. Denn nichts ist ärgerlicher, als die späte Erkenntnis, dass die Vase aus den 50er Jahren, die man günstig erworben hat, lediglich ein Teil aus den späten Siebzigern ist…

Doo Wop in höchster Vollendung!

The Turbans schufen im Jahre 1955 mit dem Stück „When You Dance“ einen echten Klassiker des Doo-Wop-Genre und schrieben sich damit in die Geschichte des Doo Wop ein. Wie ich recherchieren konnte, entstanden The Turbans als afro-amerikanische Doo Wop Gesangsgruppe in Philadelphia/USA in der Besetzung mit Al Banks (erster Tenor), Matthew Platt (zweiter Tenor), Charlie Williams (Bariton), and Andrew “Chet” Jones (Bass). Ab Sommer 1955 bis 1962 traten sie professionell als Doo Wop und R&B-Gruppe auf. Noch in 1955 veröffentlichten sie “When You Dance”, das eigendlich die “B”-Seite von “Let Me Show You (Around My Heart)” war, aber dennoch später im Jahr bis auf Platz #3 der R&B Charts stieg und sich dort 2 Monate lang halten konnte.

Für mich persönlich ist das ihr schönstes Stück gewesen, gleichwohl sie noch eine ganze Reihe anderer Titel folgen ließen. Unter anderem erschienen auch “B-I-N-G-O” im Jahr 1956 und “Diamonds and Pearls” 1960.

Heute habe ich diese wunderbare 7″-Single Schallplatte bekommen und muss, nachdem ich sie vorsichtig auf den Plattenteller gelegt und gespielt habe, neidlos anerkennen – diese Platte ist genial, der Klang nahezu kristallklar, so gut wie kein Rauschen und Kratzen, also jeden einzelnen Cent wert.

The Turbans "When You Dance" 1955 Single 7" Foto: A. Ohlmeyer

The Turbans “When You Dance” 1955 Single 7″ Foto: A. Ohlmeyer

Diesmal habe ich mir diese Musik bei einem großen Online-Händler (record sale) aus Berlin gekauft. Ich zahlte zwar „etwas“ mehr, als auf dem Flohmarkt üblicherweise, aber wie ich mich selbst überzeugen konnte, nein musste, war das kein Fehler. Meist kann man sogar zwischen verschiedenen Qualitäts-, bzw. Erhaltungsgraden wählen, was sich natürlich im Preis wieder findet.

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Versandhandel und Kaufhäuser im Wirtschaftswunder

1. Versandhandel

Den Versandhandel, also das Auswählen von Waren aus einem Katalog, die Bestellung derselben und die anschließende Lieferung der bestellten Waren nach Hause, sowie das Bezahlen bar (Nachnahme), per Überweisung, oder auch auf Ratenkredit, ist keine wirklich neue Erfindung und auch nicht erst in der Wirtschaftswunderzeit entstanden. So etwas gibt es schon wesentlich länger. Aber ihre Blütezeit erlebte diese Form des Handels in den Jahren zwischen 1950 und etwa 1985.
Schon zur Zeit der Weimarer Republik waren Versandhäuser wie Pilze aus dem Boden geschossen und sie bestanden auch nach dem Zweiten Weltkrieg fort, expandierten, oder wurden neu gegründet.
Aus vormals kleinen Versandhandelsunternehmen wurden im Laufe der Wirtschaftswunderjahre gigantische Konzerne mit teilweise zehntausenden von Mitarbeitern. Gerade in den Jahren und Jahrzehnten nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, als die Einkommen noch sehr niedrig waren, aber die Wünsche und Bedürfnisse der Menschen größer als die oft noch recht schmalen Geldbeutel, war es äußerst praktische, wenn man dringend notwendige Anschaffungen per Katalog und günstigem Kredit, dessen kleine Raten die Mutti fast unbemerkt aus dem streng eingeteilten Haushaltsgeld abzweigen konnte, ohne das es dem Herrn des Hauses auffiel, tätigen konnte.
Auch größere Güter, die immer dringender benötigt wurden, wie z. B. den ersten Kühlschrank, die erste Waschmaschine, vielleicht sogar solch unglaublichen Luxus wie einen Fernseher oder ein schickes Röhrenradio, konnte man auf diese Weise anschaffen. Und der Bedarf war ungeheuer groß! Der Wunschtraum von der gemütlichen Wohnung, mit schicker, moderner Einrichtung, war damals wie heute (wieder) ungebrochen und viele Menschen hatten ja in den Kriegsjahren und den harten Jahren nach der Kapitulation nahezu alles verloren.
Ich erinnere mich gut an meine Kindheit, wenn die Aufregung meiner Mutter wuchs weil die Ankunft des neuen Quelle-Katalogs anstand. Und wenn der Postbote das (in späteren Jahren ziemlich) schwere Teil endlich brachte, sassen wir alle am Abend um den Wohnzimmertisch herum, die Eltern in den beiden Cocktailsesseln, wir Kinder (meine Schwester und ich) auf dem Cannapé, das Röhrenradio spielte Schlager und wir betrachteten aufgeregt die Wunderwelt des Konsums und stellten uns vor, was wir uns alles kaufen würden, wenn wir nur das nötige Kleingeld dazu gehabt hätten.
Wir konnten uns nicht satt sehen und es war schon eine Freude, die Dinge, die wir uns nicht leisten konnten, wenigstens in Gedanken zu besitzen und sei es nur in Form eines großen, bunten Katalogs mit dem Namen Quelle vorne drauf!
Und der dicke Quellekatalog inspirierte uns natürlich immer beim Schreiben unserer Wunschzettel zu Weihnachten. Ja, wir wussten schon, dass wir uns wünschen konnten, was wir wollten. Das Christkind aber hatte meist ganz eigene Pläne und es orientierte sich immer am Einkommen unseres Vaters, der als junger Ingenieur anfangs nicht besonders üppig verdiente, aber letzten Endes waren wir immer zufriden mit unseren Geschenken, die zwar bescheiden ausfielen, aber von ganzem Herzen kamen und besonders unsere liebe Mutter hatte ein ganz großes Herz!
Irgendwann in den 90er Jahren begann das Versandhandelsgeschäft zu kriseln. Die Märkte waren gesättigt, ja übersättigt und die Menschen mussten nicht mehr jeden Pfennig so lange herum drehen bis daraus ein Kupferdraht geworden war, bevor sie ihn dann endlich ausgaben. Für ein Auto sparte man nicht mehr jahrelang, man leaste es, oder finanzierte es komplett, so dass es schließlich, wenn es einem endlich gehörte, rostzerfressen auseinader fiel, oder bereits zeitig, nach einem (natürlich „unverschuldeten“) Verkehrsunfall, den schweren Weg in die Schrottpresse antreten musste.
Die meisten großen Unternehmen verliessen sich auf eben ihre Größe und vergaßen es, sich dem Wandel der Zeiten anzupassen, sich mit neuen Vertriebswegen wie dem Internet auseinander zu setzen und mussten schließlich die Werkstore schließen. Ihren Inhabern aber ließ das keine grauen Haare wachsen, die hatten sich schon ihre Taschen gefüllt und saßen auf dicken finaziellen Polstern und Bankguthaben.
Das genaue Gegenteil traf auf die vielen Beschäftigten zu. Die verloren zu zehntausenden ihre Jobs und wurden in die Arbeitslosigkeit entlassen, ohne große Hoffnung je wieder einen ordentlichen Job zu kriegen. Spätestens das Ende des Wirtschaftswunders war auch der Anfang vom Ende so vieler bedeutender großer Unternehmen in allen möglichen Branchen. Heute stehen wir vor einer neuen Zeitenwende, vor einer beispiellosen Globalisierung von Handel, Dienstleistungen und Konzernen. Und denen geht es immer noch sehr gut.
Was uns kleinen Leuten aber heute einfach fehlt, ist ein neues Wirtschaftswunder – mehr als 40 Jahre nach dem Ende des letzten richtigen Wirtschaftswunders!
Besonders bekannt wurden in der Wirtschaftswunderzeit die Versandhandels-Unternehmen Otto (gegr. 1949 Hamburg), Quelle (gegr. 1927 in Fürth, war der Gigant unter den Versandhäusern), Neckermann (gegr. 1950 Frankfurt am Main), Bader (gegr. 1929 Pforzheim) und Heine (gegr. 1951 Karlsruhe, 1976 Übernahme durch Otto-Versand), Wenz (gegr. 1926), Klingel (gegr, 1920 Pforzheim), Baur (gegr. 1925 Burgkunstadt), Schöpflin (gegr. 1948 Lörrach) und Schwab (gegr. 1954 Hanau). Für alte Kataloge aus den 50er und 60er Jahren zahlen Sammler heute bereits erkleckliche Sümmchen und ehrlich gesagt, ich kann sie gut verstehen!

Ende der 90er Jahre wirkte das Konzept der Versandhäuser – auch vom gekünstelt wirkenden und wenig zeitgemäßen Internetauftritt her – nicht nur angestaubt, sondern geradezu verknöchert. Davon sprechen allein schon die biederen Markenlogos eine beredte Sprache. Man konnte isch des Eindrucks nicht erwehren, als seien Versandhäuser nur noch dazu da, um gebehinderte Senioren mit dem Krempel per Post zu versorgen, den sie sich in den ebenfalls abgehalfterten Kaufhäusern nicht mehr persönlich kaufen konnten. Und so orderten die treuen Rentner und -Innen eifrig Mieder, Stützstrumpfhosen, Konserven und Faltenröcke, nebst elektrisch angetriebenen Behindertefahrzeugen. Aber das reichte natürlich bei weitem nicht aus, um die Unternehmen in der vorhandenen Größe überleben zu lassen – und also kam das grausige Ende!

2. Kaufhäuser

Ein weiteres typisches Symbol des Wirtschaftswunders ist das gute alte Kaufhaus. Genau wie der Versandhandel, war auch das Kaufhaus keine wirklich neue Erfindung und schon im berlin der Kaiserzeit gab es Kaufhäuser, in denen sich die Reichen und Schönen tummelten und ihr Geld ausgaben. Aber genauso wie der Versandhandel erlebten auch die Kaufhäuser knapp zwei Jahrzehnte nach dem Ende der Wirtschaftwunderzeit einen zunächst schleichenden, dann aber immer rasanter ablaufenden Niedergang, der aus den Konsumtempeln in den besten Lagen der Innenstädte oftmals leerstehende, zerbröckelnde und ungenutzt vergammelnde Schrottimmobilen werden ließ, die kein Investor erwerben wollte!
Auch hier wurden Trends verschlafen, trafen die Inhaber und Manager verhängnisvolle Fehlentscheidungen, glaubte man allen Ernstes, die Zeiten würden sich niemals ändern und die Geschäfte immer so weiter laufen, wie in den besten Jahren des Wirtschaftswunders. Spätestens mit dem Fall des Eisernen Vorhangs erwies sich dieser Glaube als Illusion und wie überall, mussten die Beschäftigten dafür bezahlen, nicht die Verursacher und die Profiteure.
Kaufhäuser, besonders die großen und luxuriösen, wurden und werden auch noch heute gern als Mittel der Propaganda, der psychologischen Kriegsführung, eingesetzt. Ein Beispiel dafür ist das Kaufhaus KaDeWe (auf gut deutsch Kaufhaus des Westens), seit 1905 in Berlin ansässig, das nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs als Schaufenster westlichen Luxuslebens nach Osten hin wirken sollte und den Bürgern der DDR, die damals noch Ostzone hieß, den Mund wässrig nach den „Errungenschaften“ kapitalistischen Konsums zu machen (deren Markenartikel freilich meist im Osten, von zarter Sklaven- und Zwangsarbeiterhand, hergestellt und im Westen für teures Geld an den Mann und die Frau gebracht wurden).
In jeder größeren Stadt gab es und gibt es teilweise noch heute eines oder mehrere dieser Konsumtempel, die zu Hochzeiten des Wirtschaftswunders tagtäglich von tausenden und abertausenden von konsumbesessenen Menschen besucht wurden, die durch die heiligen Hallen dieser Scheinwelt aus Glanz und Glitter strömten. Heute stehen viele dieser einst an Paläste erinnernden Häuser leer, werden nur teilgenutzt, oder gammeln einfach vor sich hin – als Mahnmal des wahnhaften Glaubens vom immer währenden Wachstum! Aber gleich daneben, in den zentren nahezu jeder Mittel- und Gro´stadt, aber zunehmend auch in Kleinstädten, entstehen neue Shopping-Malls (wie das so unschön und in anglisiertem Neudeutsch genannt wird. Große Zentren, unter deren Dach einzene Geschäfte auf- und zumachen, wie eine Auster die Schale. Wer keine Umsätze macht, kann die teuren ladenmieten nicht bezahlen und macht eben bald wieder dicht! Die Betreiber der Malls tragen kaum ein Risiko, dafür aber die Ladenbesitzer. Und deswegen hat da auch kaum noch ein Einzelhändler eine Chance. Wie üblich und mittlerweile bereits gewohnt, machen sich überall Filialen großer Ketten breit und sorgen dafür, dass es in der einen Stadt genauso aussieht, wie in jeder anderen Stadt. Die kapitalistisch-globalisierte Beliebigkeit macht sich breit, wie der schwarze Tod im finsteren Mitellalter in Europa!

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Auf dem Flohmarkt

Am vergangenen Samstag, den  04.06.2016, war wieder Flohmarkt in Karlsruhe auf dem Stephansplatz hinter der alten Hauptpost. Das Wetter konnte sich nicht so richtig entscheiden, was es wollte und so war es ziemlich warm, fast schon schwül, aber bedeckt, mit gelegentlichen Auflockerungen der Wolkendecke. Kam die Sonne durch, trieb es einem sofort den Schweiss aus den Poren. Bewaffnet mit Krücken und der Unterstützung meiner Gattin schlich ich an den vielen Ständen vorbei, das Auge suchend auf die üppigen Auslagen gerichtet. Wie üblich lag da, neben einzelnen prachtvollen Stücken, haufenweise Plunder herum, aber das ist ja Sinn und Zweck eines Flohmarktes. Und genau das macht auch den Reiz aus. Allerdings empfiehlt es sich, nur einen begrenzten Betrag mit auf die Suche zu nehmen, denn sonst kann es nur zu leicht geschehen, dass man am Ende nicht nur schwer mit den gefundenen und nach heftigem Gefeilsche relativ günstig erstandenen Schätzen beladen und vollkommen pleite ist.

Salzstangenspender etwa 1958, Foto: A. Ohlmeyer

Salzstangenspender etwa 1958, Foto: A. Ohlmeyer

Und tatsächlich wurde ich auch fündig, wie ich es mir erhofft hatte und konnte meine nun schon vier verschiedene Exemplare umfassende Sammlung an Salzstangenspendern um eine sehr authentische Neuerwerbung erweitern, die aus den 50er Jahren stammt. Auf der Unterseite klebt gar noch ein altes, originales, handgeschriebenes Preisschild, das Aufschluss über den einstigen Preis in Höhe von DM 8,35 gibt.

Altes Preisschild auf meinem neuesten Salzstangenspender, Foto: A. Ohlmeyer

Altes Preisschild auf meinem “neuesten” Salzstangenspender, Foto: A. Ohlmeyer

Aber das war noch nicht alles. Mir fiel außerdem eine kleine Vase aus Metall in die Hände, die noch in einem relativ guten Zustand war, aber recht teuer. Also war handeln angesagt und schließlich gelang es mir, die Verkäuferin um gute 25% herunter zu handeln. So konnten wir letztlich beide zufrieden auseinander gehen und keiner musste sich übervorteilt fühlen. Dieses prachtvolle Stück Kunsthandwerk stammt aus den späten 50er Jahren. Das weiss ich zufällig genau, weil meine Mutter eine solche Vase und dazu eine Obstschale besitzt, die ich aus meiner Kindheit kenne. Sie hatte sie von meinem Vater geschenkt bekommen, noch bevor er um ihre Hand angehalten hatte. Das charakteristische Muster, welches diese Vase besaß, habe ich nie vergessen. Und so trug ich also meine Neuerwerbung zu meiner Mutter, um sie ihr zu zeigen. Und was soll ich sagen? Kaum hatte sie das wundervolle Teil gesehen, ging ihr ein Strahlen über das Gesicht, sie eilte davon und kam wenig später sowohl mit der Vase, als auch dem Teller zurück, überreichte mir beides und sprach:”Es ist schön, dass Dir diese Sachen so gefallen, mein lieber Sohn. Darum nimm diese beiden Teile hier auch mit und erfreue Dich daran. Ich hätte sie beinahe der Nachbarin gegeben, die immer auf Flohmärkte fährt und dort sehr schöne Sachen verkauft.” Ich war sprachlos! Und sagte zu meiner Mutter:”Ist Dir eigentlich klar, dass ich diese beiden Teile bei Deiner Nachbarin sofort gekauft und Dir geschenkt hätte, weil ich dachte, Du fändest sie vielleicht nicht mehr?” Dann mussten wir herzlich lachen.

Metallvase, etwa 1957, Foto: A. Ohlmeyer

Metallvase, etwa 1957, Foto: A. Ohlmeyer

Nun habe ich alle Vasen nebst Teller in meiner Sammlung von Gegenständen aus den 50er und 60er Jahren auf meinem “Museumsregal” stehen und erfreue mich täglich an ihnen. Bald wird der Tag kommen, an dem ich mir ein komplettes Zimmer mit 50er-Jahre-Möbeln und den entsprechenden Devotionalien einrichte. Es dauert nur noch ein kleines bisschen.

Metallvase, etwa 1957, Foto: A. Ohlmeyer

Metallvase, etwa 1957, Foto: A. Ohlmeyer

Metallteller für Obst, etwa 1957, Foto: A. Ohlmeyer

Metallteller für Obst, etwa 1957, Foto: A. Ohlmeyer