Besuch im Verkehrsmuseum Karlsruhe Teil 1


Neulich, es war ein Sonntag und das Wetter recht angenehm, beschloss ich, mir mal wieder einen Besuch im Verkehrsmuseum Karlsruhe zu gönnen. Also machte ich mich auf, fuhr nach Karlsruhe in die Werderstraße 63 und betrat das Museum. Nachdem ich 3,- Euro berappt hatte, einen durchaus angemessenen Preis, wie ich finde, durfte ich nach Herzenslust das die ausgestellten Exponate begutachten und fotografieren. Bedauerlicherweise sind die Öffnungszeiten des Museums ein wenig, nun ja extrem, wie ich finde und zwar am Sonntag von 10:00 bis 13:00 Uhr. Man muss sich also etwas ran halten, wenn man alles ansehen will. Denn es gibt zahlreiche tolle Stücke in der Sammlung. Besonders haben es mir, wie Ihr Euch sicher denken könnt, die Fahrzeuge angetan, die im Zusammenhang mit dem Wirtschaftswunder stehen und davon habe ich einige auf´s digitale Zelluloid gebannt.

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Die Imme R 100 war ein ganz außergewöhnliches Motorrad mit ungewöhnlichem Design und wurde von 1947 – 51 gebaut (Foto: A. Ohlmeyer)

Das Verkehrsmuseum besitzt eine sehr ansehnliche Sammlung an Zweirädern, von denen ganz besonders die Gritzner-Maschinen hervor zu heben sind, die einst in Karlsruhe-Durlach gefertigt wurden. Daneben gibt es zahlreiche Maschinen der MArken BMW, NSU und Triumph, eine Vielzahl an Mopeds, wie die NSU Quickly und auch Fahrräder.

NSU Quickly

NSU Quickly S (Foto: A. Ohlmeyer)

Besondere Aufmerksamkeit verdienen natürlich auch die vielen Kleinstwagen, deren Spektrum von Der BMW Isetta über den Messerschmitt Kabinenroller, den Lloyd Alexander, bis hin zum legendären Goggomobil von Glas oder dem NSU Prinz 4, oder den Trabant aus der DDR.

BMW Isetta

BMW Isetta, die berühmte Knutschkugel, ihr verdankte BMW sein Überleben im Wirtschaftswunder (Foto: A. Ohlmeyer)

Natürlich dürfen wir auch den ebenso seltsamen, wie abstrakten Zündapp Janus nicht vergessen, von dem man leicht irritiert ist, weil man nicht sofort merkt, wo hinten und wo vorne ist. Der Motor ist zwischen den beiden Sitzbänken angeordnet, die jeweils mit den Rücklehnen zueinander im Fahrzeug eingebaut sind. Wer da dann auf der Rücksitzbank durch die Lande kutschiert wurde, konnte froh sein, wenn er nicht von innen gegen die Hecktür kotzen musste. Dafür war die Straßenlage, bedingt durch den Mittelmotor ziemlich gut.

Messerschmitt Kabinenroller Cabrio

Messerschmitt Kabinenroller in der Cabrioversion. Sehr schick, sehr selten, sehr “will-ich-haben!” (Foto: A. Ohlmeyer)

Diese kleinen, feinen Fahrzeuge bewegten das Wirtschaftswunder. Sie bildeten die Grundlage der individuellen Massenmobilität. Und die Deutschen kauften sie gerne, fuhren damit, bepackt wie die Maulesel, in den Urlaub nach Italien, oder Österreich und sorgten dafür, dass die fleissigen Deutschen wieder fit für ein weiteres hartes Arbeitsjahr in der Fabrik waren.

Goggomobil Limousine

Die Goggomobil Limousine von Glas. Ein kleines, aber ein richtiges Auto. Als BMW den pleite gegangenen Autohersteller Glas übernahm, wurde dieser schnucklige Wagen sogar unter dem Label von BMW weiter verkauft (Foto: A. Ohlmeyer)

Die kleinen Automobile, die sich den Markt teilten, waren der Stolz eines jeden Arbeiters und Angestellten. Sie platzten bald, wenn sie sich solch ein Wägelchen vor die Haustüre stellen konnten und sie hegten und pflegten es meist bis zur Selbstaufgabe. Dennoch fraß der Rost sie meist schneller, als ihre Besitzer sie davor bewahren konnten.

Lloyd Alexander TS

Wer den Tod nicht scheut, fährt Lloyd, so hieß es früher mit einer Spur Sarkasmus. Er trug auch den Beinamen Leukoplastbomber, weil er auf Grund der Materialknappheit nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, eine aus Sperrholz und Kunstleder gefertigte Karosserie besaß (Foto: A. Ohlmeyer)

Meist besaßen die Kleinstwagen einen schwachbrüstigen, asthmatischen Zweitaktmotor mit nicht mehr als zwei-, oft aber nur einem einzigen Zylinder als Antrieb. Aber für die damaligen Verkehrsverhältnisse reichte das meist aus. Dennoch hieß es zum Beispiel vom Lloyd, wenn sein Motörchen am Rande des obersten Drehzahlbereichs schauerlich kreischte und um Hilfe wimmerte: “Lloyd, steht am Berg und heult!” Als später der Lloyd Alexander, oder gar der Alexander TS auf den Markt kam, konnte der Besitzer aber schon auf ein richtiges Auto verweisen.

Zündapp Januns Heckeinstieg

Zündapp Janus, vorne so hinten wie hoch, aber reichlich laut wegen des zwischen den Sitzbänken montierten Motors und auch sonst erfrischend anders. Zu anders und zu teuer für den Markt allerdings (Foto: A. Ohlmeyer)

Damals konnte man die kleinen Wirtschaftswunderfahrzeuge für relativ kleines Geld erwerben. Heute muss man tief in die Tasche greifen, wenn man sich ein solches Schmuckstück in die Garage stellen möchte. Für den Preis, den man jetzt dafür berappen muss, bekommt man auch locker einen modernen Wagen der Mittelklasse, aber der hat nicht einen Hauch vondem Charakter und dem Charisma, der diesen Fahrzeugen damals wie heute zu eigen ist!

Heinkel Tourist Motorroller

Der gute alte Heinkel Tourist, ein Motorroller der Spitzenklasse, ausgestattet mit einem Einzylinder-Viertaktmotor was absolut nicht üblich war. Dieser geniale Roller wurde in Karlsruhe hergestellt (Foto: A. Ohlmeyer)

Neben den einfachen Arbeitern und Angestellten gabes auch solche Leute, die sich auf der sozialen Leiter des Wirtschaftswunders weiter oben befanden. Mittlere und leitende Beamte zum Beispiel, oder auch leitende Angestellte. Die hatten natürlich andere Träume von der Mobilität. Sie wollten größere, stärkere Wagen fahren. Opel vielleicht, oder Volkswagen, Ford, Borgward, Mercedes-Benz und all die anderen, die keine oder nur wenige Kleinwagen bauten. Darauf möchte ich im 2. Teil des Berichts eingehen.

Der Wirbulator…

…war eines von unzähligen zeitgenössischen Zubehörteilen für Automobile der 50er und 60er Jahre, die man erwerben konnte, um seinem Fahrzeug die besondere, persönliche Note zu geben. Neben diesem Wirbulator gab es zum Beispiel noch die Sonnenschute und, fast in jedem Auto dieser Epoche, das berühmte Blumenväschen aus Porzellan am Armaturenbrett.

Der Wirbulator

Diese Teile wurden in der Mitte der Motorhaube in einem Abstand von meist 50 bis 60 Zentimetern zur Windschutzscheibe angebracht und sollten durch, wie der Name schon andeutet, Luftverwirbelungen dafür sorgen, dass die anströmende Luft, nebst den darin enthaltenen Insekten, aber auch Regentropfen und Schneeflocken an der Windschutzscheibe vorbeileiten und so dafür Sorge tragen, dass diese auch bei längeren Autofahrten und vor allem im Sommer, möglichst lange frei von hartnäckigen und die Sicht beeinträchtigenden Verschmutzungen blieb. Diese Wirbulatoren waren wie ein kleiner Schild ausgeführt, der auf einem kleinen Fuß saß und jeweils rechts und links der Mitte eine Art Flügel besaß. Die Form sollte die Luftströmung so beeinflussen, dass die Windschutzscheibe nicht so schnell verschmutzen konnte. In den siebziger Jahren kamen diese Anbauteile aus der Mode, was vermutlich auch an den verbesserten Waschanlagen gelegen haben dürfte. Zu den Hochzeiten des Wirbulators, konnte man nämlich die Frontscheibe seines Wagens nur an der Tankstelle per Hand und mit Schwämmchen reinigen…

Der Wirbulator, an einer Simca Aronde montiert auf der Zierleiste in der Mitte der Motorhaube, sollte für saubere Scheiben während der Fahrt sorgen, Fotos: A. Ohlmeyer

Der Wirbulator, an einer Simca Aronde montiert auf der Zierleiste in der Mitte der Motorhaube, sollte für saubere Scheiben während der Fahrt sorgen, Fotos: A. Ohlmeyer

…das, was man damals als Scheibenwaschanlage in den meisten Autos fand, verdiente den Namen nicht! Beim Volkswagen Käfer, war es bis in die Neuzeit so, dass der Druck, den man benötigte um das Scheibenwaschwasser aus dem Tank unter der Kofferraumhaube, wo er im Reserverad befestigt war, mit dem Luftdruck aus eben diesem Ersatzrad betrieben wurde. Sank der Druck, kam kaum noch etwas aus den Düsen. Andere Fahrzeuge, wie zum Beispiel der Opel Olympia, aber wohl auch der Ford Taunus, besaßen im Fußraum eine Art Gummiball, den man energisch treten musste, um jeweils einen kurzen Strahl Wassers auf die Scheibe zu spritzen. Meist glich der Druck dem Urinstrahl eines alten Mannes mit heftigen Prostataproblemen. Entsprechend war eben auch die Reinigungswirkung. Auch heute noch ist der Wirbulator als Zubehör käuflich zu erwerben und wird für die Verschönerung von historischen Fahrzeugen eingesetzt.

Die Sonnenschute

Eine Sonnenschute in unterschiedlichen Farben war auch ein besonders beliebtes Zubehörteil, dass der stolze Besitzer eines Automobils gern seinem vierrädrigen Liebling gönnte. Die Schute bestand aus einer Blende aus gefärbtem Acryl, das meist gebogen war und an einem Aluminiumrahmen befestigt war, der an der Oberseite der Windschutzscheibe angeschraubt wurde. Diese Schute war oft verstellbar und konnte mit Hilfe großer Rändelschrauben einige Zentimeter abgesenkt werden, um den Innenraum und die Augen des Fahrers beispielsweise vor starker Sonneneinstrahlung im Hochsommer, aber auch vor tiefstehender Sonne im Winter zu schützen. Heute werden solche Sonnenschuten nur an historischen Fahrzeugen montiert, oder an modernen LKW´s, die dank ihrer großen Frontscheiben mit starker Sonneneinstrahlung zu kämpfen haben.

Sonnenschute an eiiner Simca Aronde, aus blau eingefärbtem klaren Acryl, montiert auf einem Aluminiumrahmen an der Oberseite der Windschutzscheibe, 50er Jahre, Fotos: A. Ohlmeyer

Sonnenschute an einer Simca Aronde, aus blau eingefärbtem klaren Acryl, montiert auf einem Aluminiumrahmen an der Oberseite der Windschutzscheibe, 50er Jahre, Fotos: A. Ohlmeyer

So eine Sonnenschute gibt jedem Automobil ein sehr extravagantes Äußeres und dürfte im Sommer seinen Zweck sicher nicht verfehlt haben.Allerdings waren sie auch damals schon nicht ganz billig.

Flower Power aus der Blumenvase

Was damals aber so gut wie in jedem Automobil zu finden war, das sind die berühmten Blumenväschen aus Porzellan, die am Armaturenbrett befestigt waren und regelmäßig mit frischem Grünzeug oder einem Blümchen bestückt wurden. Ich behaupte jeder, wirklich jeder, der im Wirtschaftswunder auf sich hielt, hatte so eine Blumenvase am Armaturenbrett montiert und man muss zugeben, das hat auch heute noch durchaus Stil. Und ich meine damit nicht das obere Ende vom Besen.

VW Bulli mit enzückendem Väschen am Armaturenbrett, Fotos: A. Ohlmeyer

VW Bulli mit enzückendem Väschen am Armaturenbrett, Fotos: A. Ohlmeyer

Luft, Luft, Luft!

Wer selbst so ein älteres Auto sein eigen nennt und (wer tut das wohl nicht?) bei schönem, Sonnigen Wetter unterwegs ist, der wird relatvi rasch bemerken, dass die Elektromotoren, mit denen damals die Belüftung des Innenraums bewerkstelligt werden sollte, meist zu nicht viel mehr in der Lage waren, als ein als ein laues Lüftchen zu erzeugen. Meistens waren die Gebläse kaum in der Lage eine nennenswerte Luftmenge zu bewegen. Das war auch im Winter nicht zu übersehen, wenn man versuchte, seine Scheiben eisfrei zu bekommen. Wenn das wirklich gelang, grenzte das an ein Wunder. Im Sommer aber war es oft so stickig im Wageninneren, dass man die Scheiben komplett herunter drehen msste, um nicht zu ersticken. Klimaanlagen gab es nicht. Es sei denn, man möchte die dreieckigen Ausstellfenster in der Fahrer- und Beifahrertür als eine frühe Form der Klimaanlage bezeichnen. Um aber nicht alles offen stehen lassen zu müssen, konnte man sich solche tonnenförmigen Geräte an das Fenster der Beifahrertüre hängen, das dann möglicherweise, je nach Konstruktion, mehr oder weniger Luft in den Innenraum führte.

VW Käfer mit zahlreichem zeitgenössischen Zubehör. Auf dem Dach ein klassischer Gepäckträger mit Ladefläche aus Holzleisten, auf der Beifahrerseite einer Zusatzbelüftung, und einer Sonnenschute aus Blech, Fotos: A. Ohlmeyer

VW Käfer mit zahlreichem zeitgenössischen Zubehör, auf dem Dach ein klassischer Gepäckträger mit Ladefläche aus Holzleisten, auf der Beifahrerseite eine Zusatzbelüftung und einen Suchscheinwerfer, Wirbulator auf der Kofferhaube und einer Sonnenschute aus Blech…, Fotos: A. Ohlmeyer

Klassisch schöne Anbauteile von externen Anbietern, waren im Zubehörhandel erhältlich und die Zier eines jeden Fahrzeugs. Es war die Zeit, bevor sich das optische Tuning des eigenen Wagens in wilden Lackierungen, mächtigen, dafür aber meist nutzlosen Spoilern und Verbreiterungen und einem Fuchsschwanz an der Antenne des Opel Manta A aus achter Hand erschöpften. Aber das war eine andere Zeit und auch das sollte man eigentlich nicht verurteilen, denn in den siebziger und achziger Jahren, war eben das en Vogue.  Es muss einem nicht alles gefallen. Aber man kann nicht seinen eigenen Geschmack und die persönlichen Vorlieben zum Mass aller Dinge erheben. Andere Leute finden andere Dinge schön, als man selber und das ist auch gut so!

Chevrolet Fleetline 1948, mit einer als Zubehör angebauten Belüftung, die Frischluft von außen in den Innenraum leitete. Angetrieben wurde sie durch den Fahrtwind, war also geschwindigkeitsabhängig, Fotos: A. Ohlmeyer

Chevrolet Fleetline 1948, mit einer als Zubehör angebauten Belüftung, die Frischluft von außen in den Innenraum leitete. Angetrieben wurde sie durch den Fahrtwind, war also geschwindigkeitsabhängig,  außerdem trägt dieser Chevy stolz eine mächtige Sonnenschute aus Blech und lackiert in Wagenfarbe, mit sich herum, Fotos: A. Ohlmeyer

weiterführende Links:

  • Cornett (Homepage der Firma Cornett, die seit 1957 Sonnenschuten für die verschiedensten Fahrzeugtypen herstellt!)
  • Hoffmann-Speedster (Spezialist für klassische Volkswagen, das Unternehmen bietet Wirbulatoren und Sonnenschuten als Zubehörteile an!)
  • Die Käferfarm (Shop für VW-Käfer-Teile, bietet klassische Blumenväschen für das Armaturenbrett an!)

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Urlaub im Wirtschaftswunder

Wenn das Wetter so ist wie heute, wenn also die Sonne strahlt und der Himmel blau ist und die Temperatur in einem Bereich jenseits der 25° C liegt, wenn man schwitzt und einem der Schweiß in Strömen den Rücken hinunter läuft, dann fällt es einem nicht besonders schwer den Schluß zu ziehen, dass es eigentlich Zeit für einen ausgiebigen, längeren Urlaub sein müsste. Das war im Wirtschaftswunder nicht viel anders. Außer, dass man sehr wahrscheinlich nicht so viel Urlaub zur Verfügung hatte, wie das heutzutage für gewöhnlich der Fall ist. Jedenfalls was Menschen betrifft, die in der glücklichen Situation sind, einen Arbeitsplatz zu besitzen, dessen Arbeitsbedingungen tarifvertraglich halbwegs akzeptabel geregelt sind. Damals war das nicht so. Da hatte man vielleicht drei Wochen Urlaubsanspruch, wenn überhaupt. Und die wollte man genießen. Im Süden. In der Sonne Italiens, Südfrankreichs, oder auch Spaniens.  Wir müssen uns allerdings vor Augen führen, dass es in den 50er bis 60er Jahren und auch noch weit in die 70er Jahre hinein, eher unüblich war, einen organisierten Urlaub im Stile von “All-inklusive” zu buchen und dann irgendwo hin zu jetten mit nicht viel mehr, als einer Reisetasche mit mehreren Ersatz T-Shirts und zwei Unterhosen, im Gepäck. Die Tourismusbranche war praktische noch nicht erfunden. Hotelburgen, die über dutzende von Kilometern hinweg die Strände verunzierten, gab es auch noch nicht. Es war schon eine Menge Eigeninitiative gefragt, wenn man verreisen wollte. Ein großer Teil der deutschen Wirtschaftswunderbürger verbrachte seine Ferien sowieso in heimatlichen Gefilden, also in Deutschland. Man reiste in die Alpen, um zu wandern, oder in den Schwarzwald und den Harz. Andere, die mehr auf Meer standen, entschieden sich für die Nord- oder die Ostsee. Dort konnte man sich herrlich entspannen und auch mal die Füße ins dezent nahe dem Gefrierpunkt herum rauschende Wasser tauchen.

Messerschmitt Kabinenroller, damit fuhren Leute in den 50er und 60er Jahren über die Alpen bis nach Italien, Fotos: A. Ohlmeyer

Messerschmitt Kabinenroller, damit fuhren Leute in den 50er und 60er Jahren über die Alpen bis nach Italien, Fotos: A. Ohlmeyer

VW Käfer mit beladenem Dachgepäckträger, fertig zum Start in den Urlaub in den 50er und 60er Jahren, Fotos: A. Ohlmeyer

VW Käfer mit beladenem Dachgepäckträger, fertig zum Start in den Urlaub in den 50er und 60er Jahren, Fotos: A. Ohlmeyer

Ab der Mitte der sechziger Jahre wurde es dann üblich, nach Süden zu reisen. Wer kein eigenes Fahrzeug besaß, oder sich die Ochsentour, beispielsweise über den Brenner, nicht zutraute, konnte mit dem Zug fahren. Oder er vertraute sich und die Familie und die kostbarsten Tage des Jahres, einem Busfahrer an, der sein Gefährt im Auftrag eines Reisebüros in den Süden lenkte. Problematisch war dabei immer das Gepäck. Da der Stauraum in Bus und Bahn eher begrenzt, die Zahl der Mitreisenden dafür aber umso größer war, musste man sich eben ein wenig einschränken. Aber nicht nur da. Auch wer auf eigener Achse den Weg in den Süden suchte, unter zuhilfenahme einer möglichst aktuellen Straßenkarte, der musste sich immer mit den Platzverhältnissen in seinem motorsierten Gefährt beschäftigen. Denn je nachdem, was für ein Fahrzeug man sich leisten konnte, war auch hier ein gewissen Maß an Zurückhaltung geboten. Menschen, die zu zweit unterwegs waren, konnten sich vielleicht einen Kabinenroller leisten, oder auch nur einen Motorroller. Da war nicht viel Platz, an dem man sein Gepäck verstauen konnte. Der Motorroller verfügte über einen Gepäckträger und ein klein wenig Platz in einem Rucksack und, wenn es sich um einen Heinkel Tourist handelte, einen weiteren kleinen Gepäckträger vor dem Lenker über dem Scheinwerfer. Den Kabinenroller konnte man mit etlichen kleineren Gepäckstücken ausstopfen und auf der Heckklappe, unter der sich der winzige Zweitaktmotor verbarg, montierten viele Reisende einen Gepäckträger, auf dem man ein zusätzlichen Köfferchen befestigen konnte. Da war gute Planung angesagt, denn wer konnte es sich damals schon leisten, im Urlaub jeden Tag in irgendeinem Restaurant zu abend zu essen, mittags ebenfalls irgendwo eine warme Mahlzeit zu sich zu nehmen, ganz zu schweigen vom Frühstück. Das alles kostet Geld. Geld, dass die meisten einfach nicht besaßen, bei den damals üblichen Monatslöhnen. Also musste ein kleines Zweimannzelt (eine sogenannte Dackelgarage!) mit und ein Gas- oder Petroleumkocher, nebst Kochgeschirr, um sich selbst versorgen zu können. Ein paar Kleidungsstücke, auch etwas wärmere Teile, falls das Wetter nicht den Erwartungen entsprechen sollte, waren auch immer dabei. So bepackt, ging es über hunderte, ja tausende von Kilometer in den Süden, der Sonne entgegen. Die Vorfreude war enorm, die Erwartungen hoch und der Traum vom Urlaub rückte mit jeder Stunde, die die Fahrt dauerte, näher. Man muss sich das wirklich einmal vorstellen. Zwei Menschen, eingepfercht in eine rollende Käseglocke namens Kabinenroller, oder auf einem Motorroller, beide kaum mehr als 80 km/h schnell – in unbeladenem Zustand – und dann, erst über die bundesdeutschen Straßen bis an die Alpen, dann über die Alpen hinüber (meist über den Brenner), dann weiter durch Nord- und Mittelitalien, bis ans Ziel der Wünsche, die Adria, die Insel Capri, den Golf von Neapel oder was weiß ich, wohin noch überall. Das war zweifellos eine echte Tortur. Wer das überstand, bei den damaligen Straßenverhältnissen (ein gut Teil der Alpenpässe war noch nicht einmal mit einer Asphaltschicht versehen, der war wirklich am Ziel seiner Träume angelangt.

Wohnwagen Eriba Pan 1967, so luxuriös könnte man in den 60er Jahren schon reisen, Fotos: A. Ohlmeyer

Wohnwagen Eriba Pan 1967, so luxuriös könnte man in den 60er Jahren schon reisen, Fotos: A. Ohlmeyer

Wohnwagen Eriba Pan 1967, bequeme Sitzecke mit versenkbarem Tisch und den zeittypischen "Paradekissen", Fotos: A. Ohlmeyer

Wohnwagen Eriba Pan 1967, bequeme Sitzecke mit versenkbarem Tisch und den zeittypischen “Paradekissen”, Fotos: A. Ohlmeyer

Die etwas besser gestellten Menschen besaßen damals schon ein Auto, ein echtes Auto, mit vier Rädern und einem festen Dach über dem Kopf. Einen VW Käfer zum Beispiel. Zwar noch mit einem Brezelfenster im Heck, oder einem ovalen Heckfenster, aber immerhin. Vielleicht fuhr man auch einen Lloyd (genau der, der immer am Berg steht und heult, wie man damals schonungslos zu lästern pflegte), einen Ford 12m, einen Opel Olympia? An die größeren Fahrzeuge konnte man sogar einen Anhänger hängen, vielleicht sogar einen Wohnwagen. Die allermeisten aber machten aus ihrem Auto einen Packesel. Der Kofferraum wurde bis zum Anschlag vollgestopft mit Taschen und Koffern. Dann wurde der Dachgepäckträger mit Koffern beladen, diese mit Schnur befestigt und fertig war der Reisewagen für die große Tour. Drinnen saßen die Eltern auf den Vordersitzen, hinten die Kinderchen, oft Stücker zwei oder drei. Niemand war angeschnallt. Alles sprang und tobte durcheinander und hoffte, dass nichts passierte unterwegs.

Wohnwagen Eriba Pan 1967, Küchenblock mit Gasherd, Kühlschrank vorne rechts und Heizung unter dem Schrank, Fotos: A. Ohlmeyer

Wohnwagen Eriba Pan 1967, Küchenblock mit Gasherd, Kühlschrank vorne rechts und Heizung unter dem Schrank, Fotos: A. Ohlmeyer

Wer einen Wohnwagen besaß, meist waren das faltbare Wohnwagen in der Art, dass man das Dach aufstellen konnte, um Stehhöhe zu erlangen. Teiweise konnte man die Wände herausziehen um Platz zu gewinnen, wenn man auf einem Campingplatz einen Stellplatz ergattern konnte. Die Innenausstattung war eher bescheiden, wenn man es mit heutigen Campingmobilen, oder Wohnwagen vergleicht. An eine Toilette, oder Dusche im Wohnwagen war nicht zu denken. Sie waren einfach zu klein und man musste Gewicht sparen. Die als Zugmaschinen vorgesehenen Automobile waren noch ziemlich schwachbrüstig. Also musste das Gewicht der Wohnwagen entsprechend gering sein. Am beliebtesten waren die Faltwohnwagen, die man sogar hinter einen Fiat 500 hängen konnte. Sie waren meist etwas breiter als ein gewöhnlicher Anhänger und nicht viel höher als einen halben Meter. Stand man auf einem Campingplatz, klappte man das Teil auseinander. Das Dach nach oben, das Heck wurde heraus gezogen, Die Wände aufgeklappt, teils aus Holz, teils aus Zeltstoff. Es gab winzige Waschbecken, ein- oder zweiflammige Gaskocher zum Zubereiten der Mahlzeiten. Gelegentlich war sogar ein Kühlschrank, oder eine Kühlbox eingebaut. Siztecke, versenkbarer Tisch, aus denen man eine Liegewiese bauen konnte, wenn man schlafen gehen wollte, rundeten die Ausstattung ab. Ein Schränkchen, ein Kanister mit Wasser, ein Picknickkorb. Mehr brauchte es nicht, um glücklich zu sein.

Wohnwagen Dethleffs Tourist 1955, aufstellbares Dach, Fotos: A. Ohlmeyer

Wohnwagen Dethleffs Tourist 1955, aufstellbares Dach, Fotos: A. Ohlmeyer

Wohnwagen Dethleffs Tourist 1955, Sitzecke mit Heizung,, Fotos: A. Ohlmeyer

Wohnwagen Dethleffs Tourist 1955, Sitzecke mit Heizung, Fotos: A. Ohlmeyer

Wohnwagen Dethleffs Tourist 1955, Küchenzeile, mit Elektrokochfeld mit zwei Platten, Waschbecken und entzückendem Wasserhahn. man beachte den Toaster auf der Küchenablage,, Fotos: A. Ohlmeyer

Wohnwagen Dethleffs Tourist 1955, Küchenzeile, mit Elektrokochfeld mit zwei Platten, Waschbecken und entzückendem Wasserhahn. man beachte den Toaster auf der Küchenablage, Fotos: A. Ohlmeyer

Schaut man sich die Ausstattungen heutiger Wohnwagen an, muss man sich schon die Augen reiben. Natürlich braucht der Mensch von heute wesentlich mehr, als die Leute damals. Man hatte ja auch wesentlich weniger Ansprüche. Das ist heute anders. Alles, absolut alles ist heute ein Statussymbol, mit dem man sich und seiner Umwelt zeigen muss,m zu was man es gebracht hat, selbst wenn man es garnicht bezahlt hat. “Gelobt” seien Leasing- und Ratenzahlungsverträge. Ein Reisemobil ohne WC und Dusche? Undenkbar! Kein Fernseher an Bord? Ja scheiß doch die Wand an! Wie war man in den 50er und 60er Jahren doch so schön bescheiden. Jedenfalls meistens. Oder wenigstens manchmal. Denn auch damals zeigte man gern, was man hat. Mit solchen Voraussetzungen war ein abenteuerlicher Urlaub garantiert, von dem man das ganze restliche Jahr zehren konnte, bis es einen wieder in den Süden zog.

Faltwohnwagen, Sitzecke, Fotos: A. Ohlmeyer

Faltwohnwagen, Sitzecke, Fotos: A. Ohlmeyer

Faltwohnwagen, Sitzecke mit seitlicher Ablage, man beachte das wunderschöne Philipps Phileta Röhrenradio aus den 50er Jahren, Fotos: A. Ohlmeyer

Faltwohnwagen, Sitzecke mit seitlicher Ablage, man beachte das wunderschöne Philipps Phileta Röhrenradio aus den 50er Jahren, Fotos: A. Ohlmeyer

Faltwohnwagen, Küchenblock mit Elektrokochfeld mit zwei Platten und Waschbecken, Fotos: A. Ohlmeyer

Faltwohnwagen, Küchenblock mit Elektrokochfeld mit zwei Platten und Waschbecken, Fotos: A. Ohlmeyer

Wieder andere Menschenbesaßen zwar ein “echtes” Automobil, aber keinen Wohnwagen und sie waren auch nicht bereit, ihr Dach mit einem Dachgepäckträger zu verunstalten und so den Luftwiderstand enorm zu erhöhen und damit den Spritverbrauch. Also entschieden sie sich für einen Hänger, in dem sie ihr Urlaubsgepäck vertauten und so im Innenraum ihres Autos nur unwesentliche Einschränkungen hinnehmen zu müssen. Oder die Familie war damals so zahlreich, dass der kleine Anhänger notwendig war, um alles was nötig war auch mitnehmen zu können. Wenn ich mich selbst erinnere, wie ich mit meinen Eltern in den frühen sechziger Jahren in den Urlaub fuhr, im Opel Kadett A, dann hatte ich danals und habe es auch bis heute, das unbestimmte Gefühl, wir hätten damals stets den kompletten Hausstand mit in den Urlaub genommen. Bettzeug, Kleidung, Bügeleisen, ein paar Ersatzteile für das Auto, ja sogar Kühlflüssigkeit für den Notfall. Ein 20-Liter-Blechkanister mit gutem deutschen Superbenzin, damit man unterwegs möglichst nicht tanken musste, bevor man das Ziel im österreichsichen Kärnten erreicht hatte, Spielzeug, Badesachen, Lebensmittel (ja wirklich!), eine Spielesammlung für schlechtes Wetter. Das Kofferradio vom regal im Wohnzimmer, das meine Mutter während unserer Ferienfahrten immer zwischen den Knien halten musste, damit Papa nachrichtentechnisch immer auf dem Laufenden war und sich mit Musik bedudeln lassen konnte.

Westfalia Gepäckanhänger aus den 50er Jahren, Fotos: A. Ohlmeyer

Westfalia Gepäckanhänger aus den 50er Jahren,  ein extra Kofferraum auf Rädern, Fotos: A. Ohlmeyer

Auf dem Flohmarkt eingesackt!

Als ich morgens gegen 7:30 Uhr erwachte, war mir klar, dass ein besonderer Tag vor mir liegt. Ein Flohmarkttag vom Feinsten. Sonne, sicherlich deutlich über 28° C und zwar plus, nach den Erfahrungen der letzten Wochen und Monate sicherlich keine Selbstverständlichkeit. Also ging es los. Auf dem Parkplatz vor dem Wildparkstadion in der Karlsruher Waldstadt, findet jeden Freitag ein Flohmarkt statt. Zugegebenermaßen ist der nicht immer gleich. Mal ist er richtig gut, mal weniger, mal ist es proppenvoll, dann wieder verliere sich ein paar Unentwegte zwischen den Ständen. Viele Anbieter sieht man nahezu jeden Freitag. Aber das ist ja nicht das Schlechteste. Oft wird wirklich nur irgendwelcher Krempel angeboten. Dann aber wieder sind richtige Schnäppchen dabei. So wie heute. Heute war so ein Tag. In meiner Erinnerung war der Flohmarkt noch nie so groß wie heute. Noch nie habe ich so viele Anbieter dort gesehen. Noch nie liefen so viele Leute durcheinander. Gleich am ersten Stand, den ich näher in Augenschein nahm, wurde ich auch schon fündig. Ein zierliches Wandväschen.

Wandvase Porzellan, 50er Jahre, Foto: A. Ohlmeyer

Wandvase Porzellan, 50er Jahre,                          Foto: A. Ohlmeyer

Wandvase Porzellan, 50er Jahre, Foto: A. Ohlmeyer

Wandvase Porzellan, 50er Jahre,                          Foto: A. Ohlmeyer

Wenn ich nur mal so ein verdammtes Originalteil für das Auto finden könnte. So wie man es in den 50er Jahren in beinahe jedem VW Käfer am Armaturenbrett fand. Aber mein Teil war aus Porzellan und sieht ein wenig anders aus, als die Exemplare, die ich schon mein eigen nenne. Aber man kann ja auch nicht immer alles haben, oder? Okay, weiter! Ein paar Stände entfernt, lag ganz unscheinbar ein Aschenbecher herum. Kaum hatte ich ihn in der Hand, erklärte die mir die Herrin der Preziosen, der ist aus den 50er Jahren, da hab ich selbst noch mit geraucht. Naja, andere Leute rauchen Zigaretten, warum sollte es nicht jemand mit einem Aschenbecher versuchen? Gesagt, getan, ich nahm das Teil mit. Für einen Euro macht man ja auch nicht viel kaputt und bei dem Preis traut man sich ja nicht einmal zu handeln.

Aschenbecher, Porzellan, 50er Jahre, Fotos: A. Ohlmeyer

Aschenbecher, Porzellan, 50er Jahre,              Fotos: A. Ohlmeyer

Aber das war noch lange nicht das Ende der Fahnenstange, wie man so schön zu sagen pflegt. Weiter ging´s. Noch ein Stand abgeklappert und noch einer und dann, mitten zwischen anderem Plunder, entdeckte ich ein mit Kunststoff umwickeltes Henkelchen und als ich danach griff, hatte ich wieder einen wunderbaren Salzstangenspender in der Hand. Vermessingtes Blech und Messingdraht, so wie´s aussieht, ein eintzückendes kleines Deckchen dabei und erneut eine Verkäuferin am Ohr, die mir mit weinerlicher Stimme erläuterte, dass wundervolle Exemplar sei aus ihrem privaten Besitz, aber weil sie ins Seniorenheim gehe, müsse sie sich von einigen lieb gewordenen Stücken trennen. Da ich es mir zur Angewohnhjeit gemacht habe, immer erst einmal einen etwas verdatterten Blick auf so ein Prachtstück zu werfen und dann so tue, als überlege ich mir, wozu es gut sein solle, hub diese ältere Dame sofort an, mir zu erläutern, um was es sich dabei handelt. Das ist von 1955. Sie hat es damals selbst gekauft Und man legt auf das Schälchen die Salzstangen und an die Stangen hängt man die Salzbrezelchen. Ich hob die Augenbrauen und lauschte ihr sehr aufmerksam, nickte beiläufig und fragte dann nach ihrer Preisvorstellung. Ich nannte ihr den Preis, den ich zu zahlen bereit war und wir einigten uns schließlich zu unserer beider Zufriedenheit.

Salzstangenspender 1955, Fotos: A. Ohlmeyer

Salzstangenspender 1955, Fotos: A. Ohlmeyer

Salzstangenspender 1955, Fotos: A. Ohlmeyer

Salzstangenspender 1955, Fotos: A. Ohlmeyer

Außerdem fand ich ein paar ganz reizende Dessertteller aus den fünfziger Jahren, die aus farbigem Glas gefertigt wurden und einen goldenen Rand besitzen. Sie zieren nun ebenfalls meine Sammlung und es wird wirklich Zeit, dass ich mich um eine Möglichkeit kümmere, um meine Preziosen in angemessenem Ambiente zu präsentieren. Ein Schrank aus den 50er Jahren vielleicht, oder ein Regal für den Anfang? Ich überlege noch.

Dessertteller 50er Jahre, Glas, Fotos: A. Ohlmeyer

Dessertteller 50er Jahre, Glas,                             Fotos: A. Ohlmeyer

Und jetzt, aufgemerkt. Zu guter Letzt präsentiere ich Euch eine Erwerbung, die ich meiner Frau vermacht habe, damit sie ihre Wolle darin verwahren kann. Denn das Zeug liegt ständig überall in der Wohnung herum, inklusive den dazu gehörenden Strick- und Häkelnadeln. Darum habe ich ein paar Euro in einen Wäschepuff investiert.  Außen hat er einen Stoffbezug mit dem zeittypischen Muster und innen einen Kunststoffbezug. Das ganze Teiö steht auf vier hölzernen Füßen. Ihr habt es sicher gleich erkannt. Die Dessetteller präsentiere ich auf eben jenem Wäschepuff. Aber damit man sich das Ding noch einmal ganz genau anschauen kann, gibt´s noch ein Foto extra. Man beachte die wundervolle Kordel, zum Öffnen des Deckels.

Wäschepuff aus den 50er Jahren, mit Stoffbezug im zeittypischen Design, Fotos: A. Ohlmeyer

Wäschepuff aus den 50er Jahren, mit Stoffbezug im zeittypischen Design, Fotos: A. Ohlmeyer

Wäschepuff aus den 50er Jahren, mit Stoffbezug im zeittypischen Design, Fotos: A. Ohlmeyer

Wäschepuff aus den 50er Jahren, mit Stoffbezug im zeittypischen Design, Fotos: A. Ohlmeyer

Tja, selten war ein Streifzug über den Flohmarkt so erfolgreich für mich und mein 50er Jahre Ego. Aber man muss manchmal einfach ein bisschen Glück haben. Zum krönenden Abschluß entschied ich mich dann noch für einen kurzen Besuch bei Tom´s Oldie Schallplatten und Poster Laden in Karlsruhe in der Erbprinzenstraße. Der kleine Laden liegt gegenüber dem ECE-Center und geht neben den übrigen Gebäuden beinahe unter. Läuft man vorbei, sieht man ihn zwar, aber irgendwie ist er nicht wirklich präsent. Auch ich bin schon oft daran vorbei gegangen. Aber nun war´s endlich soweit. Wir kamen sofort mit Tom, dem Chef, in´s Gespräch und kaum hatte ich meine Wünsche geäußert, schleppte er auch schon etliche prall gefüllte Kartons mit 7″-Single-Platten mit meinen Favoriten herbei, damit ich nach Herzenslust stöbern konnte. Anschließend brachte er mir LP´s verschiedener Interpreten, die ich ihm beiläufig im Gespräch genannt hatte. Na und was soll ich sagen? Ich hätte locker einen halben Monatslohn dort liegen lassen können und dabei noch immer nicht alles, was mir gefällt eingesackt. Aber sicher ist, dass ich bald wieder dort aufschlage und dann, das habe ich mir echt fest vorgenommen, werde ich mir eine prächtige Ladung Doo-Wop-Platten zulegen. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Wer also etwas sucht, zum Beispiel auch Zeitschriften aus den 50er und 60er Jahren, der wird natürlich auch fündig.

Schallplatten aus Tom´s Schallplatten und Poster Laden in Karlsruhe, Fotos: A. Ohlmeyer

Schallplatten aus Tom´s Schallplatten und Poster Laden in Karlsruhe, Fotos: A. Ohlmeyer

weiterführende Links:

Tom’s Oldie Schallplatten und Poster

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Und wieder ein Salzstangenspender…

…ist mir bei der Treibjagd auf dem Flohmarkt in die Hände gefallen. Es handelt sich um ein recht ungewöhnliches Exemplar und ich habe es für einen wirklich sehr humanen Preis erstanden. Für gewöhnlich stehe ich bei der Nennung einer Summe meist kurz vor dem Herzinfarkt. Aber der Anbieter diese Prachtstücks nannte eine Zahl, bei der ich sogar ein richtig schlechtes Gewissen gehabt hätte, wenn ich auch noch darum gefeilscht hätte. Also bedanke ich mich und freue mich, meiner Salzstangenspender-Sammlung ein weiteres wundervolles Exponat hinzufügen zu können.

Salzstangenspender, etwa 1958/59; Foto: A. Ohlmeyer

Salzstangenspender, etwa 1958/59; Foto: A. Ohlmeyer

Es gibt, wie man sieht, unwahrscheinlich viele Variationen ein und desselben Themas. Charakteristisch aber scheint für alle die Verwendung des goldfarbigen 2-3 mm starken Drahtes zu sein. Sie werden so geformt, dass eine Halterung entsteht, in der ein, meist farbiges, Gläschen zur Aufnahme der Salzstangen eingesetzt werden kann. Auch die Verwendung von Lochblechen habe ich schon in der ein oder anderen Form gesehen. Allerdings ist dieses Exemplar hier das Erste, bei dem der Behälter für die Salzstangen…

Salzstangenspender, etwa 1958/59; Foto: A. Ohlmeyer

Salzstangenspender, etwa 1958/59; Foto: A. Ohlmeyer

aus eben diesem Lochblech entstanden ist – in Form einer Eistüte. Darüber befindet sich ein Bügelchen aus dem goldenen Draht, an dem man das Accessoir herumtragen kann. Das Jahr verspricht angesichts eines solchen Fundes noch recht spannend zu werden.

Salzstangenspender, etwa 1958/59; Foto: A. Ohlmeyer

Salzstangenspender, etwa 1958/59; Foto: A. Ohlmeyer

Es gibt in meinen Augen nur sehr wenige Dinge, die so in die Zeit des Wirtschaftswunders passen und diese Zeit so treffend charakterisieren, wie das ein Salzstangenspender tut. Außer vielleicht die Wandmasken von Cortendorf, oder die Wandvasen, die man sich früher an die Wände zu hängen pflegte. Auch die kenne ich noch aus meiner Kindheit. Allerdings habe ich noch nie ein solches Väschen gesehen, in das jemand eine Blume hineingesteckt hätte. Warum auch immer.Ich hoffe, Euch gefällt mein Salzstangenspender genauso gut wie mir. Wenn nicht, macht es auch nichts. Jedem Tierchen sein Pläsierchen, pflegt meine Mutter immer zu sagen und dem ist nichts hinzu zu fügen.

Wer erfand die Currywurst?

Die Currywurst wurde in Deutschland erfunden! In Berlin! In einem Imbiss an der Ecke Kantstraße/Kaiser-Friedrich-Straße und zwar von der guten Herta Heuwer! So sagt man! Es war der 4. September des Jahres 1949, als die Currywurst das Licht der Welt erblickte und ihren Siegeszug rund um die Welt, zumindest aber durch Deutschland, antrat. So steht es jedenfalls auf einer Gedenktafel, die man zu Ehren Herta Heuwers im Jahre 2003 am einstigen Standort ihrer Imbissbude angebracht hat. Aber so ganz genau weiss man es natürlich nicht. Denn die Ehre, des Deutschen liebstes Fastfood erfunden und damit die Adipositas und die Herzverfettung gesellschaftsfähig gemacht zu haben, würden gern auch andere für sich in Anspruch nehmen. Zum Beispiel in Hamburg. Aber das spielt letztendlich überhaupt keine Rolle. Der Herzinfarkt in der Pappschale ist auch heute noch en vogue.

Currywurst war besonders in der Zeit des Wirtschaftswunders ein sehr beliebter Snack für zwischendurch, ersetzte aber auch eine ganze Mahlzeit, wenn es sein musste. Fastfood auf deutsch also, denn die Würste, aus denen man die Currywurst “zauberte” bestanden zu einem großen Teil aus nichts anderem als Fett. Dazu die Sauce, angereichert mit Currypulver aus was auch immer und fertig ist die ungesunde Schnellfressmahlzeit für wenig Geld! Dazu ein altes, weiches Brötchen, mehr war nicht nötig, um den einfachen Deutschen glücklich und halbwegs satt zu machen. Dazu ein kleines Bierchen aus der Pulle, Herz, was willst Du mehr?

Die Imbissbuden schossen damals wie Pilze aus dem Boden und überall konnte man, regional ein wenig variierend, die obligatorische Currywurst kaufen. Heute findet man nur noch wenige Wurstbuden, am ehesten noch auf der Mess´, der Kerwe, oder dem Rummelplatz. In den Innenstädten wurde die Currywurst in einem brutalen Verdrängungswettbewerb vom Döner verdrängt! Wo früher kleine Eckkneipen waren, gibt es heute Dönerläden. Und ich habe nichts gegen Döner. Nur nicht überall und jeden Tag. Wo früher Currywurst zu haben war, als kulinarischer Höhepunkt, gibt es jetzt Döner im Fladenbrot oder als Yufka. Den edlen Duft einer in die Fritteuse geschmissenen Currywurst und der dazugehörenden Ingredienzien, wie Ketchup und Currypulver, findet man heutzutage nur noch äußerst selten. Mit einer Ausnahme – seit einigen Jahren gibt es Currywurstbuden, an denen man sich mit extrem scharfen Saucen profilieren kann. Vorausgesetzt, man hat jemanden dabei, der den Defibrilator bedienen kann, wenn es einem die Luft abgedreht hat. Und so muss ich mich immer mal wieder fragen:”Wo ist nur die Zeit geblieben?” Aber eine Antwort darauf, die hab ich bis heute nicht gefunden…

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Freddy Quinn – Der Junge von St. Pauli

Einer der bekanntesten Künstler des Wirtschaftswunders war der Sänger und Schauspieler Freddy Quinn, der seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs zunächst ein bewegtes und unstetes Leben geführt hatte, wie so viel andere Menschen auch in jener Zeit, die das Schicksal irgendwohin verschlagen hatte. 1931 in Wien geboren, war Freddy Quinn, der sehr sprachbegabt war, bereits kurz nach der Kapitulation der deutschen Wehrmacht in die USA gereist, um seinen Vater aufzusuchen, der sich in den USA niedergelassen hatte. Da der aber bereits 1943 nach einem Unfall verstorben war, schickte man ihn zurück nach Europa, wo er zunächst wieder in Wien lebte, aber bald darauf Südeuropa und Nordafrika bereiste. Er arbeitete als Zirkusartist und als Musiker und wurde im Jahr 1954 in Hamburg von Talentsuchern entdeckt.

1956 veröffentlichte er seine Schallplatte bei Polydor mit den Titeln “Sie hieß Mary Anne” auf der “A”-Seite und “Heimweh” auf der “B”-Seite. Diese “B”-Seite wurde sein erster Nummer-1-Hit in Deutschland. Bis 1966 hatte Freddy Quinn 9 weitere Titel auf Platz 1 der deutschen Hitparade gebracht darunter “Heimatlos”, “Der Legionär”, “Die Gitarre und das Meer”, “Unter fremden Sternen”, “La Paloma”, “Junge, komm bald wieder” und “100 Mann und ein Befehl”.

Freddy Quinn, La Guitarra Brasiliana, 7"Single, Polydor, Foto: A. Ohlmeyer

Freddy Quinn, La Guitarra Brasiliana, 7″-Single, Polydor, Foto: A. Ohlmeyer

Seine Lieder handelten meist von Fernweh, Heimweh, Sehnsucht, Einsamkeit und dergleichen. Damit kam er bei seinem Publikum sehr gut an, die noch Jahrzehnte an den Kriegserlebnissen und unter der Vertreibung aus der Heimat zu kauen hatten und seine melancholischen Stücke sehr schätzten. Daneben trat Freddy Quinn auch immer wieder in Filmen auf, in der Regel Musikfilmen, die nicht nur seinen Namen im Titel trugen, sondern ihm auch auf den Leib geschrieben waren. Darüber hinaus sang er das ein oder andere Liedchen dazu, was sich nicht schlecht auf die Plattenverkäufe ausgewirkt haben dürfte. Die Filme waren damals im Kino echte Kassenschlager, obwohl nicht nur die Story reichlich dünn war, sondern auch Freddy Quinns schauspielerisches Talent mit dem Charisma eines hölzernen Bengeles vergleichbar war. Jedenfalls nach meinen persönlichen Massstäben.

Freddy Quinn, Weit ist der Weg, 7"Single, Polydor, Foto: A. Ohlmeyer

Freddy Quinn, Weit ist der Weg, 7″-Single, Polydor, Foto: A. Ohlmeyer

Dennoch lässt es sich nicht verleugnen, dass Freddy Quinn damals als der Traum jeder potenziellen Schwiegermutter galt. Und auch die Mädels schmachteten dem Freddy hinterher. Soweit ich weiss, ist er zwar nie verheiratet gewesen, war aber mit seiner “Managerin” Lilli Blessmann liiert, bis diese 2008 starb.

Freddy Quinn, Unter fremden Sternen, 7"Single, Polydor, Foto: A. Ohlmeyer

Freddy Quinn, Unter fremden Sternen, 7″-Single, Polydor, Foto: A. Ohlmeyer

Natürlich war und bin auch ich bis heute ein Fan von Freddy Quinn und seinen Platten, besonders die frühen Singles, sind Prunkstücke meiner wachsenden Vinyl-Sammlung. Dafür bin ich auch gerne bereit den ein oder anderen Euro hin zu legen. UNd das muss man auch, wenn man Qualität bei knapp 60 Jahre alten Platten erwartet und nicht nur Rauschen aus der Box hören will.

Ich erinnere mich gut, wie ich damals immer vor dem alten Röhrenradio gesessen habe und der Musik lauschte. Wenn Freddy Quinn zu hören war, und das war recht oft, sang ich stets aus vollem Halse mit. Auch seine Filme ließ ich mir nicht entgehen…

  • 1958: Heimatlos
  • 1959: Freddy, die Gitarre und das Meer
  • 1959: Freddy unter fremden Sternen
  • 1960: Freddy und die Melodie der Nacht
  • 1960: Weit ist der Weg
  • 1961: Nur der Wind
  • 1961: Freddy und der Millionär
  • 1962: Freddy und das Lied der Südsee
  • 1963: Heimweh nach St. Pauli
  • 1964: Freddy und das Lied der Prärie
  • 1964: Freddy, Tiere, Sensationen

…um hier nur die bekanntesten zu nennen. Bisweilen laufen sie auch heute noch im Fernsehen und sind sicher immer noch gern gesehen von den älteren Semestern. Da spielt es auch keine Rolle, dass Freddy Quinn 2004 wegen Steuerhinterziehung zu 2 Jahren Haft auf Bewährung und einer Geldstrafe verurteilt wurde, die er vermutlich aus seiner Brieftasche bezahlt haben dürfte. Aber das macht ihn zu keinem schlechteren oder besseren Menschen, als die meisten anderen Angehörigen des Establishments, wo das Vorenthalten von Steuern zum guten Ton zählt und sicher nichts auch nur annähernd Ehrenrühriges wäre.

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Opel (Olympia) Rekord P1

Als Gegenstück zu dem gestern präsentierten Ford P2, möchte ich euch heute gerne den Opel (Olympia) Rekord P1 vorstellen. Er wurde in dieser Form ebenfalls von 1957 – 60 gebaut und besaß, ganz anders als der erwähnte Ford, vorne und hinten eine sogenannte Panoramascheibe. Diese Scheiben zogen sich um die Ecken des Fahrgastraumes herum und ermöglichten so eine bessere Rundumsicht. Andererseits sollten sie, so geht die Legende, die Ursache für schwerste Knieverletzungen sein, wenn man beim Einsteigen – wie auch immer das gehen sollte – mit dem Knie gegen die Kante stieß, die an der unteren Ecke der Windschutzscheibe jeweils in den Türausschnitt hinein ragte, wenn man die vorderen Türen öffnete. Ich habe das mal versucht. Bei einem Treffen bat ich den Besitzer eines solchen Prachtstücks, mir einmal den Einstieg in diesen Wagen zu Testzwecken zu gestatten. Es war mir nicht möglich, die Kritik an der Panoramascheibe nachzuvollziehen. Vielleicht hätte ich mir ja auch das Knie zerschmettert, wenn ich beim Einsteigen dasselbe bis in Augenhöhe hinauf gezogen hätte. Aber wer, bitteschön, steigt so in sein Auto ein? Eben, kein Schwein!

Opel Rekord P1, Bj. Limousine 2-türig, 1957-60, Foto: A. Ohlmeyer

Opel Rekord P1, Bj. Limousine 2-türig in schicker Zweifarblackierung dunkelblau mit weißem Dach, 1957-60, Foto: A. Ohlmeyer

Das Fahrwerk des Opel Rekord P1 sorgte dafür, dass man sich beim Kreuzen auf unebenen Landstraßen fühlen konnte, wie in einer Schiffsschaukel. Aber wir müssen berücksichtigen, dass der Zustand der Straßen damals als durchaus zweifelhaft zu bezeichnen war. Grobe Unebenheiten und Schlaglöcher musste die Federung kompensieren. Da es sich auch bei diesem Mittelklasse-Opel um einen Straßenkreuzer im Westentaschenformat handelte, wenn man ihn mit den gigantischen Vorbildern aus den Staaten vergleicht und die Amerikaner großen Wert auf Komfort legten, wobei man die Gleichung Komfort = weiche Federung aufmachen konnte, machte der Rekord alles richtig.

Opel Rekord P1, Bj. Limousine 2-türig, 1957-60, Foto: A. Ohlmeyer

Opel Rekord P1, Bj. Limousine 2-türig, Zweifarblackierung auf dem Dach und an den Seiten, 1957-60, Foto: A. Ohlmeyer

Im Gegensatz zum Barocktaunus, kam der Opel Rekord richtig modern daher, ohne aber avantgardistisch zu wirken. Er war ein solides Auto, komfortabel und mit viel Platz sowohl im Innenraum, als auch im Kofferraum. Eine Familie mit mehreren Kindern konnte dort locker ihr gesamtes Urlaubsgepäck unter bringen. Der Reise nach Süden, über die Alpen  und in den Urlaub, stand mit einem solchen Wagen sicher nichts mehr im Wege. Der Rekord wurde vom Anfang seiner Produktionszeit mit drei Motorenvarianten angeboten, nämlich dem 1200 (1957-60 mit 40 PS), dem 1500 (1957-59 45 PS, ab 1959 50 PS) und dem 1700 (55 PS ab 1959-60). Auch gab es verschiedene Karosserievarianten. Die Limousine mit zwei oder vier Türen und den Kombi, der bei Opel traditionell CarAVan hieß.

Opel Rekord P1, Bj. Limousine 2-türig, 1957-60, Foto: A. Ohlmeyer

Opel Rekord P1, Bj. Limousine 2-türig, mit den im gotischen Stil geformten Rückleuchten und der zeitgenössischen und damals todschicken Fishtail-Auspuffblende, 1957-60, Foto: A. Ohlmeyer

Ein klein wenig nostalgisch sahen die im gotischen Stil geformten Rückleuchten des Opel (Olympia) Rekord P1 aber auch für die damalige Zeit schon aus. Das änderte sich aber bei der Überarbeitung der Modellreihe im Jahr 1960, der dann auch gleich noch die Panoramascheiben und der tief liegende Kühlergrill zum Opfer fielen.

Opel Rekord P1, Bj. Limousine 2-türig, 1957-60, Foto: A. Ohlmeyer

Opel Rekord P1, Bj. Limousine 2-türig, 1957-60, Foto: A. Ohlmeyer

Auf Oldtimertreffen kann man heutzutage deutlich mehr Exemplare des Opel (Olympia) Rekord P1 antreffen, als zum Beispiel den Ford P2 Barocktaunus. Vielleicht liegt das daran, dass von dem Opel in allen Ausführungen nahezu doppelt so viele Fahrzeuge verkauft wurden, wie von seinem direkten Konkurrenten bei Ford. Denn was die Rostvorsorge betrifft, dürfte die beim Opel ähnlich “aufwändig” gewesen sein, wie beim Ford, will heißen, es gab sie schlicht nicht. Wahrscheinlich spielte aber auch eine Rolle, dass der Ford P2 Barocktaunus schon nach wenigen Jahren richtig altmodisch wirkte, was auf das Styling im Gelsenkirchener Barock zurück zu führen war. Der Opel jedoch blieb bis weit in die sechziger Jahre hinein ein relativ modernes und komfortables Auto. Das half vielen erhaltenen Exemplaren wohl bis heute zu überleben.

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Der Ford 17m Barocktaunus

Im Jahr 1957 brachte Ford Deutschland sein neues Modell P2 in der oberen Mittelklasse auf den bundesdeutschen Automobilmarkt, der massgeschneidert schien für die aufstrebende Mittelschicht im Wirtschaftswunder – den Ford 17m Barocktaunus, so genannt nach seiner schwellenden, barocken Formensprache. Man bezeichnete sie auch als Gelsenkirchener Barock, oder auch, angelehnt an die, den damaligen Straßenverhältnissen geschuldete, butterweiche Federung, als Fliegenden Teppich. Immerhin steckte er Unebenheiten und Schlaglöcher locker weg.

Ford Taunus 17m de Luxe, Bj. 57-59, der sogenannte Barocktaunus, in betörend schöner Zweifarblckierung, Foto: A. Ohlmeyer

Ford Taunus 17m de Luxe, Bj. 57-60, der sogenannte Barocktaunus, in betörend schöner Zweifarblckierung, Foto: A. Ohlmeyer

Der Motor besaß 1,7 Liter Hubraum, verteilt auf 4 Zylinder und leistete 60 PS. Entsprechend dem Zeitgeschmack hatte der 17m recht ansehnliche Heckflossen und darin eingelassen tropfenförmige Rückleuchten. Es gab ihn in mehreren Karosserievarianten, von der Limousine (2- und 4-türig), über den Kombi, bis hin zum schicken Cabriolet. Für die verwöhnteren, zahlungskräftigeren Kunden gab es die Ausführung “de Luxe” mit reichlich Chromschmuck und Brokatstoffen im Innenraum und Zweifarblackierung der Karosserie.

Ford Taunus 17m de Luxe, Bj. 57-59, der sogenannte Barocktaunus, in betörend schöner Zweifarblckierung, Foto: A. Ohlmeyer

Ford Taunus 17m de Luxe, Bj. 57-60, der sogenannte Barocktaunus, in betörend schöner Zweifarblckierung, Foto: A. Ohlmeyer

Der Ford 17m sieht aus wie eine Miniaturausgabe der mächtigen, chrombeladenen Straßenkreuzer in den Vereinigten Staaten. Auch das Fahrverhalten dürfte angesichts der blattgefederten Hinterachse recht abenteuerlich gewesen sein. Dazu kam eine Verzögerung durch vier Trommelbremsen, die schon bei mittleren Geschwindigkeiten reichlich grenzwertig gewesen sein dürfte. Wenn man sich vorstellt, wie viele Wirtschaftswunderbürger mit ihrem Barocktaunus auf der Fahrt in den wohl verdienten Urlaub damals vollbeladen die Alpenpässe überquert haben, kann man nur den Hut ziehen vor ihrem Mut. Aber man kannte ja nichts anderes. Ein VW Käfer oder ähnliche Fahrzeuge, hatten auch nicht mehr aufzubieten.

Ford Taunus 17m de Luxe, Bj. 57-59, der sogenannte Barocktaunus, in betörend schöner Zweifarblckierung, Foto: A. Ohlmeyer

Ford Taunus 17m de Luxe, Bj. 57-60, der sogenannte Barocktaunus, in betörend schöner Zweifarblckierung, Foto: A. Ohlmeyer

1960 wurde der Barocktaunus, nach einer leichten Überarbeitung 1959, vom P3, der legendären “Badewanne” abgelöst. Die harten Winter mit Unmengen an Streusalz in den 50er und 60er Jahren, sowie den nicht vorhandenen Rostschutz der damligen Zeit, haben so gut wie keine P2-Modelle überlebt. Sie wurden herunter geritten und gammelten den Zweit- oder Drittbesitzern meist unter dem Hintern weg. Deshalb sind die wenigen noch erhaltenen Exemplare heute echte und gesuchte Raritäten.

Ford Taunus 17 M Kombi Werbung

Ford Taunus 17 M Kombi Werbung

Ford Taunus 17 M Limousine Werbung

Ford Taunus 17 M Limousine Werbung

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Die Wandmaske

Bei einem meiner Flohmarktbesuche fand ich diese Wandmaske einer dunkelhäutigen Schönheit, die mich sofort fasziniert hat. Ich musste sie haben. Solch Wandschmuck fand man häufig in den 50er und 60er Jahren in den Wohnstuben des Wirtschaftswunders der aufstrebenden Bundesrepublik. Qualitativ ist sie jetzt nicht so besonders hochwertig. Aber dafür war der Preis sehr angemessen…

Wandmaske 50er Jahre, Foto: A. Ohlmeyer

Wandmaske 50er Jahre, Foto: A. Ohlmeyer

…solche Masken wurden von u. a. von der Porzellanfabrik Cortendorf in unzähligen Varianten produziert, die 1890 im Ortsteil Cortendorf, Stadt Coburg gegründet worden war und erzielen heute bisweilen atemberaubende Preise. Abhängig von der einst hergestellten Stückzahl und dem Motiv. 1973 wurde die Porzellanfabrik Cortendorf von der ebenfalls im Landkreis Coburg ansässigen Porzellanfabrik W. Goebel übernommen. Diese ging 2006 in Insolvenz. Zu ihren Produkten gehörten auch die bekannten Hummel-Figuren.

Auffallend oft handelte es sich bei den abgebildeten Schönheiten, die künstlerisch in einer Wandmaske verewigt wurden, um exotische Frauen. Wer sich einen Überblick verschaffen möchte, kann ja mal bei eBay reinschauen und sich das Angebot betrachten. Auch auf Flohmärkten kann man an dem ein oder anderen Stand immer mal ein, zwei solcher Masken finden. Meist fallen sie mir aber leider erst dann ins Auge, wenn ich mein Budget schon ausgeschöpft habe. Aber der Sommer ist noch jung und ich auch noch halbwegs, also sollte dieses Jahr noch das eine oder andere Cortendorf-Prachtstück drin sein.

Wer sich für Kunsthandwerk und Gebrauchsgegenstände aus dem Wirtschaftswunder erwärmen oder sogar begeistern kann, der wird immer wieder fündig und oft kann er auch sicher sein, ein echtes Schnäppchen nach Hause zu tragen. Klar ist aber auch, wo ein bekannter Name drauf steht, da muss auch der entsprechende Gegenwert in Euro auf den Flohmarkttisch gelegt werden. Allzu leicht kann man aber mit seiner Vermutung falsch liegen, ein Stück aus den 50er oder 60er Jahren ergattert zu haben. Denn der Händler ist nur zu gern bereit, die Vermutung (wider besseres Wissen) zu bestätigen, wenn er den Eindruck gewinnt, der potentielle Kunde suche gerade das. Es hat also gewisse Vorteile, sich vorher etwas zu informieren, damit man auch sicher sein kann, dass das, was man da erstanden und erfeilscht hat, auch dem entspricht, was man haben wollte. Denn nichts ist ärgerlicher, als die späte Erkenntnis, dass die Vase aus den 50er Jahren, die man günstig erworben hat, lediglich ein Teil aus den späten Siebzigern ist…